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Die Höflichkeit der Roboter

Ein Gespräch über die Zukunft der Servicerobotik

Älterer Mann mit Gehhilfe und ein Serviceroboter
Copyright: TU Ilmenau

Für die einen sind sie ein Schreckgespenst, für die anderen Utopie: Serviceroboter werden in der Öffentlichkeit und in den Medien kontrovers diskutiert. Dabei sind technische Assistenzsysteme längst in unserem Alltag angekommen. Und sie eröffnen zahlreiche Chancen für eine Gesellschaft im demografischen Wandel.

Ein Gespräch mit Dr. Sibylle Meyer (Institut für Sozialforschung und Projektberatung) und Dipl.-Ing. Henning Schmidt (Fraunhofer Institut Berlin).

 

Herr Schmidt, Sie leiten eine Forschungsgruppe des Fraunhofer Instituts, die sich mit der Interaktion zwischen Mensch und Roboter beschäftigt. In welchen Bereichen unterstützen uns Roboter bereits heute?

Henning Schmidt: In der Automobilindustrie werden technische Assistenzsysteme beispielsweise zur Prävention eingesetzt, um Arbeitnehmer bei bestimmten Bewegungen zu entlasten. In der Rehabilitationsmedizin ist derzeit eine erste Generation von robotergestützten Therapieassistenzsystemen im Einsatz. Der dadurch erzielte Gewinn für den Therapieerfolg der Patienten ist mittlerweile gut belegt. Mit dem HapticWalker haben wir 2006 das weltweit erste System entwickelt, mit dem z.B. Schlaganfallpatienten beliebige Laufbewegungen des Alltags bereits in der Rehaklinik trainieren können. Seit kurzem forschen wir auch im Bereich robotergestützte Pflegeassistenzsysteme, um Pflegekräfte bei ihrer Arbeit zu entlasten.

In den Medien ist immer wieder vom Pflegeroboter die Rede, der - so die Vorstellung - alte Menschen füttert oder sie beschäftigt. Werden wir im Alter alle von Pflegerobotern betreut?

Dr. Sibylle Meyer: Der Begriff "Pflegeroboter" basiert auf der Vorstellung, wir könnten den Menschen gewissermaßen nachbauen, so dass menschliche Pflege durch Pflege von einem Serviceroboter übernommen werden könnte. In der Forschung geht es aber nicht darum, Menschen durch Maschinen zu ersetzen, sondern Menschen durch technische, in diesem Falle robotische Hilfsmittel zu unterstützen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an robotischen Assistenten für ganz unterschiedliche Aufgaben. Ein Beispiel ist der Staubsaugerroboter, der bereits im Haushalt angekommen ist. Er hat einen ganz klaren Nutzen, und der Preis ist mittlerweile erschwinglich. Je diversifizierter die Angebote, desto schneller kommen sie auf den Markt. Einen Roboter, der alles kann, wird es nicht geben.

Wo liegen - beispielsweise im Bereich der Therapie und Pflege - die Grenzen von Robotersystemen?

Henning Schmidt: Was ein Physiotherapeut leistet, kann bisher kein Roboter. Besonders bei feinmotorischen Aufgaben geht es nicht ohne den Menschen. Außerdem ist der psychologische Einfluss eines Therapeuten ganz maßgeblich für den Heilungserfolg. Was die Maschine nur sehr begrenzt kann, ist es, Mut zu machen und zu motivieren.

Dr. Sibylle Meyer: Entscheidend für den Therapiefortschritt des Patienten ist die Motivation durch den Therapeuten. Will man hier Roboter einsetzen, muss man sich fragen: Wie soll ein Roboter den Patienten ansprechen? Dem Roboter muss beigebracht werden, wie er mit den Patienten sprechen soll. Menschen haben da sehr hohe Anforderungen. Wir reagieren auf menschliche Zuwendung, auf Lob und Unterstützung. Also ist die entscheidende Frage: Nimmt man es einem Roboter ab, wenn er für einen Lernerfolg ein Lob ausspricht?

 

Zum zweiten Teil des Interviews