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Teil II: Die Höflichkeit der Roboter

Technisches Gerät, das von einer Frau getestet wird. Ein Mann hilft ihr dabei.
HapticWalker

Das führt zu der Frage, ob Menschen technische Assistenzsysteme überhaupt akzeptieren. Gerade älteren Menschen wird ja oft eine gewisse Skepsis gegenüber moderner Technik nachgesagt.

Dr. Sibylle Meyer: Es ist ein Vorurteil, anzunehmen, dass ältere Menschen Servicerobotik generell ablehnen. Die Akzeptanz ist dann sehr hoch, wenn keine Kommunikation nötig ist, wie zum Beispiel bei einem Staubsaugerroboter. Wenn der Roboter beginnt, den Menschen anzusprechen, wird es etwas komplizierter. Hier sind die Erwartungen der Nutzer an das Verhalten der Roboter entscheidend. Sollte ein Roboter anklopfen, bevor er den Raum betritt? Wie soll ein Roboter reagieren, wenn er Sie daran erinnert, dass Sie Ihre Tabletten nehmen müssen und Sie darauf keine Lust haben? Soll er sich dann höflich zurückziehen? Und was heißt überhaupt Höflichkeit, wenn es um einen Roboter geht? Diese Fragen sind für die Akzeptanz ganz wesentlich.

Was würden Sie der künftigen Debatte über Servicerobotik wünschen?

Henning Schmidt: Ich würde mir eine ganzheitliche Betrachtung dessen wünschen, was Technik zum Wohl des Menschen und zur Verbesserung seiner Lebensqualität leisten kann. Im Vordergrund sollten stärker als bisher die Chancen stehen, die Assistenzsysteme bieten. Beispielsweise für Pflegekräfte, die durch diesen Einsatz angepasster technischer Systeme länger gesund bleiben und länger ihren Job machen können.

Dr. Sibylle Meyer: Ich bin für eine Objektivierung der Debatte, denn die Chancen der Servicerobotik sind meiner Meinung nach gewaltig. Das Thema birgt ein großes Innovationspotenzial. Das heißt nicht, dass man Technik verherrlichen sollte. Im Kern geht es um die Frage, wie wir altern wollen. Dass Technik dabei eine Rolle spielen wird, steht nicht mehr zur Debatte. Diskutiert werden sollte allerdings, wie Servicerobotik so eingesetzt werden kann, dass wir ein gutes Leben im Alter haben.


Über Dr. Sibylle Meyer und Dipl.-Ing. Henning Schmidt

Porträt: Henning Schmidt und Dr. Sibylle Meyer

Dr. Sibylle Meyer leitet das Institut für Sozialforschung und Projektberatung (SIBIS). Ihr Thema ist die Innovationsforschung aus der Perspektive der Nutzer. Sie ist in zahlreichen Innovationsprojekten mit der sozialwissenschaftlichen Begleitung involviert und vertritt diese Perspektive in entsprechenden Gremien. 2011 veröffentlichte sie die Studie "Mein Freund der Roboter".

Dipl.-Ing. Henning Schmidt leitet die Forschungsgruppe Rehabilitationsrobotik des Fraunhofer Instituts Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin. Gemeinsam mit der Charité Berlin entwickelte er den HapticWalker, den weltweit ersten robotergestützten Reha-Laufsimulator.

 

Institut für Sozialforschung und Projektberatung (SIBIS)

Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK

 

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