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Multikulti im Seniorenheim

Im Gespräch mit Ralf Krause, Geschäftsführer des Multikulturellen Seniorenzentrums „Haus am Sandberg“ des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)

Frontansicht des Seniorenzentrums "Haus am Sandberg"

In Duisburg steht das älteste multikulturelle Seniorenheim Deutschlands, hier wohnen seit 20 Jahren viele Nationen unter einem Dach zusammen. Noch ist das "Haus am Sandberg" eine Ausnahme - doch die Nachfrage nach multikulturellen Pflegeheimen steigt. Schon heute sind rund 1,5 Millionen der in Deutschland lebenden Migranten über 65 Jahre alt. Laut aktuellen Prognosen könnte ihre Zahl bis 2030 auf etwa 3,4 Millionen steigen. Die größte Gruppe bilden Menschen mit türkischen Wurzeln, gefolgt von Migranten mit polnischem und russischem Hintergrund. Im Interview erklärt Heimgeschäftsführer Ralf Krause, warum das Miteinander der Kulturen eine Bereicherung für alle Bewohner ist.

In Ihrem Haus leben Senioren aus neun Nationen unter einem Dach. Wie begrüßen Sie die Bewohner, wenn Sie durchs Haus gehen?

Guten Tag, Günaydın, Bonjour - grüßen kann ich alle Bewohner in ihrer Muttersprache, aber für tiefergehende Gespräche hole ich mir Hilfe. Bei uns leben momentan 96 Senioren, davon sind 14 türkischen Ursprungs, außerdem haben wir Bewohner aus Russland, Spanien, Holland, Tunesien, Serbien, Kroatien und aus dem Kongo. Betreut werden sie von etwa 100 Mitarbeitern, viele von ihnen sprechen mindestens zwei Sprachen und haben selbst eine Zuwanderungsgeschichte. Außerdem arbeiten wir mit bilingualen Hausärzten und Krankengymnasten zusammen. So klappt die Verständigung sehr gut.

Impressionen



Wie ist das Zusammenleben organisiert?

Die Senioren leben in Wohngruppen mit etwa zehn anderen Bewohnern zusammen, die Zimmer liegen jeweils rund um eine gemeinsame Küche. In der Mitte des Hauses ist ein großes offenes Treppenhaus mit Sitzcafés auf jeder Etage. Angelegt wie ein Marktplatz können die Bewohner - wie vielleicht in ihren Heimatdörfern vor der Haustür - dort sitzen und schauen, was passiert und wer vorbeiläuft.

Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse der Bewohner mit Migrationshintergrund von denjenigen ohne Migrationshintergrund?

Es gibt natürlich Unterschiede, was die Ernährung betrifft. Deshalb bieten wir für Senioren mit muslimischem Hintergrund täglich ein Gericht ohne Schweinefleisch an, alternativ gibt es Halal-Fleisch, also Produkte von Tieren, die nach den Regeln des Islam geschlachtet wurden. Auch die Freizeitgestaltung unterscheidet sich stark: Bei den türkischen Senioren ist gemeinsames Kochen groß angesagt, da wird stundenlang zusammen türkische Sucuk-Wurst gebraten und Tee getrunken. Für andere typische Aktivitäten wie Basteln, Bingo, Gymnastik oder Gedächtnistraining kann man sie dagegen weniger begeistern. Für den afrikanischen Mitbewohner haben wir einen Trommelkurs gegründet - mittlerweile trommeln zehn weitere Senioren mit.

 

Zum zweiten Teil des Interviews