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Wir leben länger. Welchen Beitrag dazu leistete eine Holztruhe aus dem Bergbau?

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

In einer Schachthalle steigen mehrere Arbeiter aus einem Fahrstuhl.
Schachthalle © Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Bergbau, insbesondere wenn er unter Tage geschieht, ist bis heute eine riskante Tätigkeit. Die Gesundheit und das Leben der Bergleute wurden und werden durch die extremen Arbeitsverhältnisse im Bergbau auf vielfältige Weise bedroht. Die schlechten Arbeitsbedingungen unter Tage - Dunkelheit, hohe Luftfeuchtigkeit, Staubentwicklung, mangelhafte Hygieneeinrichtungen, Wetterzug - schädigten die Gesundheit der Bergleute oft so nachhaltig, dass ein frühes Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit nötig war. Diese berufsspezifischen Erkrankungen, aber insbesondere auch die zahlreichen Unfälle im Bergbau führten nicht selten zum Tod der Bergleute, die dann Witwen und Waisen hinterließen.

Das hohe Risiko bergmännischer Tätigkeit führte schon im Mittelalter zur Gründung von sogenannten Knappschaften, die zunächst als religiöse Bruderschaften organisiert waren und sich später immer mehr zu modernen Versicherungsgesellschaften (knappschaftliche Kranken-, Renten- und Unfallversicherung) wandelten. Die Gründung und Entstehung von Knappschaften, die sich für den Harzer Bergbau schon für das 12. Jahrhundert nachweisen lassen, war motiviert durch die gemeinsam erlebten Gefahren der bergmännischen Tätigkeit, so dass sich neben den religiösen Funktionen und der Absicherung von Witwen die Versorgung und Unterstützung von erkrankten und verunfallten Bergleuten als eine wichtige Aufgabe herauskristallisierte. Ein Knappenspital für die erkrankten Bergleute im Bergrevier Goslar lässt sich schon für die Zeit um 1260 vermuten und für das Jahr 1294 auch urkundlich belegen. Dies zeigt die große Bedeutung der medizinischen Versorgung der Bergleute für die Ausgestaltung des frühen sozialen Sicherungssystems der Knappschaften.

Der Bergbau hat das heutige Ruhrgebiet geprägt, ja geschaffen. Wer den „typischen“ Ruhrgebietsmenschen dort in seiner Mentalität verstehen will, der muss auch den Bergbau kennenlernen. Und dafür gibt es keinen besseren Ort als das Deutsche Bergbau-Museum Bochum. 

 Direktor Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff

Die Knappschaften als berufsspezifische Sozialversicherung der Bergleute beruhten auf dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung. Die Bergleute zahlten einen Teil ihres Einkommens in die sogenannte Bruder- bzw. Knappschaftskasse ein. Das Bild zeigt exemplarisch eine solche Bruderschaftskasse aus dem Jahr 1816, in denen die Bleiberger Bergleute ihren Solidarbeitrag einzahlten. Aus den Knappschaftskassen, also den Holztruhen der Bruderschaften, wurden Ausgaben für die Versorgung der Witwen und Waisen nach dem Tod eines Bergmanns, für die medizinische Versorgung verunglückter Arbeiter, aber auch für die schulische Ausbildung der Bergarbeiterkinder oder für die Dienste von Hebammen bezahlt. Diese Unterstützungsleistungen der Knappschaften sind also ein frühes Beispiel organisierter generationenübergreifender Solidarität, die bis heute Grundlage des sozialen Sicherungssystems in Deutschland ist. Die Bleiberger Bruderschaftslade, die im Deutschen Bergbau-Museum Bochum ausgestellt ist, symbolisiert prägnant diesen Gedanken gegenseitiger Hilfe und vorsorgender Risikominderung über die Generationen hinweg.

Bruderschaftskasse
Bruderschaftskasse © Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Dieser Generationenvertrag ist nicht selbstverständlich, sondern muss immer wieder an die sozialen Bedürfnisse, die wirtschaftliche Lage und der demographischen Entwicklung angepasst werden. Die Knappschaftsvereinigungen mussten sich diesem Wandel immer wieder in ihrer Geschichte anpassen. Insbesondere wenn Bergbaureviere ihre einstige Bedeutung verloren haben, z.B. durch Erschöpfung der Rohstofflager oder weil der Abbau nicht mehr rentabel war, trat die Frage auf, wie eine schrumpfende aktive Bergarbeiterschaft die nicht arbeitenden Invaliden, Kranken, Renter, Witwen, Waisen usw. weiterhin finanziell angemessen unterstützen konnte. Dies ist bis heute ein zentrales Problem des demographischen Wandels für die sozialen Sicherungssysteme.


Steckbrief Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Anzahl der Exponate

Ca. 250.000

Besondere Highlights

  • Anschauungsbergwerk unter Tage
  • Fördergerüst der Zeche „Germania“

  • Anschauungsbergwerk unter Tage
    Flöz im Anschauungsbergwerk © Deutsches Bergbau-Museum Bochum
  • Fördergerüst der Zeche „Germania“
    Museumsportal und Fördergerüst der Zeche "Germania" © Deutsches Bergbau-Museum Bochum
  • Kaue
    Waschkaue des Anschauungsbergwerks © Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Öffnungszeiten

   
Di. – Fr. 8.30 – 17.00 Uhr
Sa./So./Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr

Adresse

Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum

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