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Wir werden vielfältiger. Wird Migration die Natur um uns herum verändern?

Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz

Teichlandschaft im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft © Robert Bienas / Senckenberg

Immer mehr Menschen aus der ganzen Welt finden in Deutschland eine neue Heimat. Mittlerweile leben rund 10,7 Millionen Migrantinnen und Migranten aus 194 Ländern hier. Und ihre Zahl wächst stetig – allein von 2010 bis 2011 um 20 Prozent. Sie alle bringen aus ihrer alten Heimat Lebensgewohnheiten und Bräuche mit, die zu einer bislang nie da gewesenen kulturellen Vielfalt in unserer Gesellschaft beitragen – seien es religiöse Vorstellungen, soziale Normen und Werte oder schlicht Ernährungsgewohnheiten.

Doch inwiefern wird sich mit der Gesellschaft auch die Natur um uns herum verändern? Wir leben in einer Kulturlandschaft, die maßgeblich vom Menschen geprägt ist und die sich durch andere Lebensweisen auch nachhaltig wandeln kann. Ein anschauliches Beispiel dafür bietet die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft im Osten Sachsens, die im 13. Jahrhundert unter dem Einfluss zugezogener Mönche entstanden ist. Die Forscher des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz sind Experten für diese artenreiche Kulturlandschaft und Besucher können sich im Museum ein Bild davon machen. Naturnah gestaltete Dioramen zeigen Tiere und Pflanzen in ihrem typischen Lebensraum – Karpfen, Hecht und Schleie besiedeln den Teich, Rohrdommel, Rothalstaucher und Teichrohrsänger rufen aus dem Schilfröhricht und zwischen Teichboden und Schilf kann man kleine Zwergmäuse oder Laubfrösche entdecken. Einen Eindruck vom Verhalten der Tiere gewinnt man im Vivarium, wo im 8.000 Liter fassenden Teichfischbecken lebendige Karpfen und Schleien  ihre Runden drehen.

Im Mittelalter von zugewanderten Mönchen in die Oberlausitz gebracht: der Karpfen. Mit den für seine Zucht angestauten Teichen wurde der Grundstein für die heute artenreiche Heide- und Teichlandschaft gelegt.
Karpfen © Andrzej Paczos / Senckenberg

Den Grundstein für den heutigen Artenreichtum der Heide- und Teichlandschaft legten die Menschen im Mittelalter und die Geschichte ihrer Entstehung erzählt, wenn man so will, von einem demograFISCHen Wandel. Vor knapp 800 Jahren begann man nämlich in der Lausitz Bachläufe anzustauen und in den Niederungen Dämme aufzuschütten, um in den daraus entstehenden Teichen Karpfen zu züchten. Auf der Handelsstraße Via Regia, die seit dem 13. Jahrhundert den Westen und Osten Europas verband, kamen im Hochmittelalter Benediktiner aus Italien und Zisterzienser aus Frankreich in die Oberlausitz und gründeten dort zahlreiche Klöster. Die Ordensbrüder aus dem Mittelmeerraum, damals ja auch Migranten, brachten viele neue Bräuche und ihre Lieblingsspeisen gleich mit. So war zum Beispiel der Karpfen ein begehrtes Fastengericht. Man importierte den Fisch und legte für dessen Zucht bis zum 16. Jahrhundert rund 1200 Teiche in der Lausitz an. Heute gehört der Karpfen zum selbstverständlichen Arteninventar der Lausitz. Die für ihn angelegten Teiche nehmen 10 Prozent der Fläche dieses Landstriches ein und prägen die Natur und Wirtschaft der Region. Außerdem bieten die Teichwirtschaften Lebensräume für hunderte andere Tier- und Pflanzenarten, die mit den Zuchtfischen leben. Die mittelalterlichen Zuwanderer trugen also nicht unerheblich zur Entstehung einer artenreichen Kulturlandschaft bei, die mittlerweile als UNESCO-Biosphärenreservat geschützt wird.

Museumsdirektor Prof. Dr. Willi Xylander

Seit mehr als 150 Jahren lädt das Görlitzer Naturkundemuseum seine Besucher dazu ein, die Natur und ihre Vielfalt zu entdecken, z. B. in unserem einmaligen 30-fach vergrößerten Bodenmodell. Die Besucher lernen daran die erstaunliche Diversität an Tieren kennen, die direkt unter unseren Füßen leben.

Museumsdirektor Prof. Dr. Willi Xylander

Natur ist niemals statisch, sondern in einem immer währenden Wandel begriffen, der durch die Mobilität der Menschen manchmal noch beschleunigt wird. So gelangen immer wieder neue Arten nach Deutschland und es bleibt auch für die Forscher des Senckenberg Museums in Görlitz eine spannende Frage, wie sich unsere Kulturlandschaft im Zuge des gesellschaftlichen Wandels weiter verändern wird.


Steckbrief Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz

Anzahl der Exponate

Etwa 1.500 Exponate

Besondere Highlights

  • 30-fach vergrößertes Modell einer Bodensäule - entführt Besucher in die verborgene und unbekannte Welt unter unseren Füßen
  • naturnah gestaltete Dioramen – Besucher erleben Pflanzen und Tiere der Oberlausitz „Auge in Auge“
  • Lebendtierbereich mit tropischen und einheimischen Tieren

  • Die erstaunliche Vielfalt des Lebens unter unseren Füßen zeigt das Bodenmodell im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.
    Die erstaunliche Vielfalt des Lebens unter unseren Füßen zeigt das Bodenmodell im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. © Senckenberg
  • Blick in die Ausstellung "Tiere und Pflanzen der Oberlausitz" im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
    Blick in die Ausstellung "Tiere und Pflanzen der Oberlausitz" im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. © Paczos / Senckenberg
  • Karpfen im Görlitzer Vivarium
    Typische Bewohner der Lausitzer Teiche im Vivarium des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. © Senckenberg
  • Geologie-Ausstellung des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz
    Geologie-Ausstellung des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. © Paczos / Senckenberg
  • Senckenberg Museum für Naturkunde Goerlitz
    Senckenberg Museum für Naturkunde Goerlitz. © Senckenberg

Öffnungszeiten

   
Di. – Fr. 10 – 17.00 Uhr
Sa./So./ 10.00 – 18.00 Uhr
Mo. geschlossen (an gesetzlichen Feiertagen geöffnet)
Herbst- und Winterferien in Sachsen (Mo. – So.) 10 – 18.00 Uhr

Adresse

Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Am Museum 1
02826 Görlitz
Telefon: +49 (0)3581 / 47605100

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