Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Das Museum von Babel

Wissen und Wissensvermittlung in der digitalen Gesellschaft

Sind Museen digitalisierbar? Wie verändert die digitale Revolution die Museen – ihre Forschung, ihre wissenschaftlichen Sammlungen, ihr Ausstellungswesen, ihre Vermittlungsaufgabe und -tätigkeit? Um nach Antworten zu suchen und Chancen wie Herausforderungen zu benennen, hat das Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft zusammen mit der Leibniz-Gemeinschaft Interessierte zu einer Fachkonferenz vom 12. - 14. November 2014 nach Frankfurt eingeladen.

Babel

Die Idee der phantastischen "Bibliothek von Babel" stellte der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges Ende der 1930er Jahre vor: Diese Universalbibliothek beschreibt er als den utopischen Ort, an dem alle überhaupt möglichen Texte, d. h. alle Kombinationen eines begrenzten Zeichensatzes, in Form einzelner Bücher versammelt sind. So seien dort also alle großen Epen, Dramen und Dichtungen einer jeden Sprache archiviert, die jemals geschrieben werden können. Vorhanden wären diese Werke in allen kleineren und größeren Textvarianten, von Ausgaben mit einzelnen 'Druckfehlern' bis zu alternativen Handlungsverläufen.

Der Brückenschlag von Borges Nicht-Ort zu unserer gegenwärtigen digitalen Gesellschaft, mit ihrer praktisch unendlichen Datenflut, dürfte jedem leicht gelingen, der schon einmal versucht hat, das allwissende Netz zu Rate zu ziehen, um sich eine beliebige Alltagsfrage zu beantworten – und in einschlägigen Foren zu jeglicher Behauptung auch ihre Gegenrede fand.

Die Digitalisierung unserer Lebenswelt ermöglicht in ihren vielfältigen Erscheinungsformen große Schritte auf dem Weg zu einem Museum von Babel: Dieses hypothetische Über-Museum besitzt ein praktisch allumfassendes Archiv und alle Möglichkeiten der Forschung, ist kommunikativ total vernetzt und es stehen ihm alle Darstellungsmittel zur Verfügung.

Genau hier setzte die Konferenz "Das Museum von Babel" an: In Vorträgen und Workshops wurden die Möglichkeiten digitaler Methoden, Hilfsmittel und Medien vorgestellt und ihr Werkzeugcharakter kritisch hinterfragt. Nach einem Festvortrag am Mittwochabend und einer inhaltlichen Eröffnung am Donnerstagmorgen konnten sich knapp 200 Konferenzteilnehmer aus jeweils drei parallel stattfindenden Themenschienen – zu "Sammlungen & Museumsforschung", "Ausstellung & Vermittlung" sowie "Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit" – ein individuelles Programm zusammenstellen. Zum Abschluss fanden eine eine Podiumsdiskussion und ein Konferenzdinner im Senckenberg Naturmuseum statt.