Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Green Technology: Von der digitalen zur nachhaltigen Welt!?

Wie sich der Online-Handel auf unsere Klimabilanz auswirkt

Von Prof. Dr. Maximilian Gege (B.A.U.M. e.V.)

Über 75 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ist täglich mit dem Internet in Kontakt, weltweit nimmt die Zahl der Nutzer stetig zu. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass auch die digitale Welt materielle Rohstoffe verbraucht.

Das Bild zeigt eine Tastatur zwischen deren Tasten Unkraut wächst
© Thomas K. / Photocase.com

Die Bereitstellung der Internet- und Kommunikationstechnik, vor allem durch Endgeräte und riesige Rechenzentren, war bereits 2010 für über 10 Prozent des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Tendenz steigend. Es ist daher notwendig, dass sich die Nutzer und auch die großen Internetkonzerne an der Energiewende beteiligen. Indem der Strom aus erneuerbaren Energien bezogen wird, können die Auswirkungen des Internets auf das Klima deutlich reduziert werden.

Das Potenzial zur Nachhaltigkeit wächst

Auch der boomende Online-Handel spielt eine wichtige Rolle. Allerdings lässt sich eine allgemein geltende Aussage über die Vorteile des Einzelhandels gegenüber dem Online-Handel nicht treffen. Grund dafür sind die verschiedenen Faktoren, die bei einer Bewertung der Klimabilanz betrachtet werden müssen. Ist das Produkt beim Versandhandel umweltfreundlich verpackt? Wie oft wird das Paket zugestellt bzw. retourniert? Wird beim Kauf im Einzelhandel auf die scheinbar obligatorische Plastiktüte verzichtet? Grundsätzlich kann der Versand eines Pakets durchaus klimafreundlicher sein als die Fahrt mit dem Auto zu dem entsprechenden Geschäft. Insbesondere in der Optimierung der Lagerhaltung und der Verpackung von Produkten liegt großes Potenzial, den Online-Handel langfristig nachhaltiger zu gestalten.

Bereits 2010 war die Bereitstellung der Internet- und Kommunikationstechnik für über zehn Prozent des Gesamtstrom- verbrauchs in Deutschland verantwortlich. 

Die digitale Welt hat bereits jetzt einen großen Einfluss auf eine ressourcenschonende Kommunikation. Im Job ersetzen E-Mails das Versenden von tausenden von Briefen jeden Tag, digitale Inhalte in Form von Downloads ersetzen das gedruckte Wort und auch die virtuellen Lager der "Cloud"-Anbieter gewinnen an Bedeutung. Darüber hinaus ermöglicht es das Internet den Menschen, sich über nachhaltige Themen zu informieren. Die Aufdeckung von sozialen oder ökologischen Missständen, einmal im Netz gelandet, ist heutzutage für jeden zugänglich. Dementsprechend übt das Internet durchaus einen gesellschaftlichen Druck auf Unternehmen aus, sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst zu werden.

Intelligente Lösungen am Arbeitsplatz

Vor rund 30 Jahren noch als Science Fiction abgetan, wird die Vision eines "intelligenten" Hauses nach und nach Wirklichkeit. So ist es möglich, mithilfe eines Smartphones vom Arbeitsplatz aus den Energiehaushalt im eigenen Heim zu steuern. Die Entwicklung sogenannter "Smart Grids", also intelligenter Stromnetze, wird auch bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen und die Energieversorgung durch erneuerbare Energien möglichst effizient steuern.

Das Internet eröffnet zusätzlich neue Möglichkeiten einer umweltfreundlicheren Kommunikation in Form von Video- bzw. Telefonkonferenzen. Denn laut einer Studie des WWF könnten in der Europäischen Union pro Jahr rund 22 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden, wenn Videokonferenzen nur 20 Prozent der vorgesehenen Geschäftsreisen ersetzen würden. Wir von B.A.U.M. e.V. freuen uns daher sehr, dass unter unseren Mitgliedern zwei Unternehmen zu finden sind, die im Bereich der Telekommunikation eine umweltschonende Alternative anbieten. "Meetyou" gibt Kunden die Möglichkeit, durch die Auswahl einer bestimmten Vorwahl, bei einer Telefonkonferenz 1 Cent pro Minute an von B.A.U.M. unterstützte Projekte zu spenden. Die "Open Space-Online GmbH" stellt Kunden eine Online-Video-Konferenz zur Verfügung, so dass auf CO2-Emissionen aufgrund langer Reisen verzichtet werden kann. In diesem Zusammenhang kann auch die Möglichkeit von Live-Streams von Veranstaltungen genannt werden, die es zukünftig ermöglichen könnten, sich einzelne Vorträge vor dem eigenen Computer anzusehen, anstatt zu Messen oder Konferenzen zu reisen.

Abschließend lässt sich festhalten, dass noch längst nicht alle Potenziale des Internets zur Verbesserung der Klimabilanz ausgeschöpft sind. Dieser Beitrag hat nur einige ausgewählte Möglichkeiten dargestellt und sollte somit aufzeigen, inwieweit die digitale Welt bereits jetzt Einfluss auf die Klimabilanz nehmen kann. Der Anfang ist also gemacht; was es jetzt braucht, sind das notwendige Engagement und die richtigen Ideen für eine nachhaltige Zukunft. 

Zur Person

Prof. Dr. Maximilian Gege

Prof. Dr. Maximilian Gege ist Honorarprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg und Vorsitzender des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V.  Der Verband setzt sich für Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften bei Unternehmen, Kommunen und Organisation ein.

 

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