Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Interview mit Andera Gadeib

Eine digitale Expertin stellt sich vor

Porträtbild Andera Gadeib
Andera Gadeib ist Inhaberin von drei Firmen, Mutter von drei Kindern und nebenbei promoviert sie auch noch.

 

Frau Gadeib, wie würden Sie Ihre berufliche Position bezeichnen?

Ich habe inzwischen insgesamt drei Firmen gestartet. In meiner Softwarefirma SmartMunk bin ich das "Idea Munk", also die Inhaberin und Ideengeberin des Unternehmens.

Welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung für junge Unternehmerinnen und Unternehmer?

Ich kann digital meine Korrespondenz beantworten, mich mit meinem Team abstimmen, sogar Kundenmeetings abhalten - und es ist dabei völlig egal, wo ich gerade bin: Im Büro, zu Hause oder auf Reisen. Dabei genieße ich aber vor allem die asynchrone Kommunikation: Ich finde es sehr entspannend, nicht jederzeit direkt per Telefon erreichbar zu sein, sondern antworten zu können, wann es mir passt. So kann ich auch mal eine Bedenkpause einlegen. Toll ist auch, dass wir als Digitalunternehmen Kunden auf der ganzen Welt ansprechen können. So stellte sich bei der Gründung von SmartMunk, einem Online-Software-Unternehmen, schnell raus, dass das stärkste Interesse aus den USA kam.

Wie stellen Sie sich die Arbeitswelt der Zukunft vor?

Sie sollte so flexibel sein, dass sie jeder nach seinen individuellen Bedürfnissen gestalten kann. Ein Beispiel aus meinem Arbeitstag: Ich bin Nachtmensch und gestalte meinen Arbeitstag oft flexibel. An einem Bürotag verabschiede ich meine Großen morgens zur Schule, bringe die Kleinste in den Kindergarten und fahre ins Büro. Mir ist wichtig, dass ich so oft wie möglich den Abend mit meinen Kindern verbringe. Wir spielen, erzählen und ich bringe sie ins Bett. Danach bin ich wieder online und kann noch eine Menge schaffen, wenn ich will. Manchmal setze ich mich aber auch einfach an die Nähmaschine. Wenn ich mal unterwegs bin, dann ist meine Familie per Facetime auch bei mir und damit nicht ganz so fern.

Führt die Digitalisierung unserer Arbeitswelt dazu, dass wir zwar immer flexibler arbeiten, aber dadurch auch nicht mehr zwischen Privat- und Berufsleben trennen können?

Ich halte diese Diskussion für wirklich fehlgeleitet. In den Medien haben beispielsweise Gewerkschaften die mangelnde Trennung des Privaten von der Arbeit zum Thema gemacht und das ist für mich Stimmungsmache. Dabei wird ein wesentlicher Punkt übersehen, nämlich der Gestaltungsraum, der sich für Mitarbeiter in der digitalen Welt ergibt. Die Möglichkeit, überall zu jeder Zeit zu arbeiten, ist eine Riesenchance. Es ist ein sehr deutsches Phänomen, immer gleich das Risiko zu sehen, ohne die Chancen zu berücksichtigen. Nicht alle Arbeitnehmer sind Opfer: Eine Mutter, die abends noch Mails beantwortet, kann sich freuen, dass sie dafür am Nachmittag Zeit mit ihren Kindern verbringen konnte. Das ist doch eine große Chance für das Familienleben und kein Risiko sein Privates zu verlieren.

 

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