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Wird alles Begehren frei?
Digitaler Kulturwandel verändert die soziale und mentale Welt sowie die Umwelt von Kindern und Jugendlichen drastisch, doch wird über die Folgen für die Ausbildung von Persönlichkeitsstrukturen vorerst mehr spekuliert als geforscht. Digitale Demenz? Unerträgliche Leichtigkeit des Seins in sozialen Netzwerken? Oder doch nur ein altes-neues Generationsproblem zwischen Digital Natives und einer digital eher ungelenken Elterngeneration? Unstrittig ist wohl nur dies, dass im digitalen Wandel die Konsumgesellschaft zu sich selbst kommt: In zuvor unvorstellbarem Maße werden die Wünsche der Einzelnen entfesselt, und dies betrifft Heranwachsende ebenso wie erwachsene Personen in ihren Freizeit- und Arbeitswelten. Wenn die virtuelle Befriedigung von Triebregungen ebenso gut oder noch besser wird als das Reale (etwa im zum globalen Massensport gewordenen Gaming); wenn man den zwischenmenschlich realen, stets widerständigen Anerkennungsbeziehungen (z. B. Freundschaften) nun in fast beliebigem Umfang und fast mühelos narzisstische Spiegelungen und kreative Selbstneuerfindungen zumischen kann (z. B. in Facebook); wenn Programme wie sonst nur Personen sich libidinös besetzen lassen; wenn die Bastelarbeit an der eigenen Identität im unendlichen Schacht der WWW-Subjektivität in alle Richtungen gehen kann (auch in extreme) – dann befinden wir uns offenbar in einem weltweiten sozialisatorischen Feldversuch mit der seelischen Matrix der Menschen.