Trauma – was hilft, wer hilft und wobei wird eigentlich geholfen?

Trauma hat viele Gesichter. Ein Trauma muss nicht immer durch körperliche Gewalt erfolgen. Auch die psychische Belastung – zugefügt durch andere Menschen, die Diskriminierung dieser Menschen und die Ausgrenzung aus dem sozialen Umfeld – ist eine Form der Gewalt, die unvorstellbare – traumatische – Auswirkungen für die Angehörigen haben kann. 

Die folgenden drei Beispiele zeigen auf, wie breit aufgestellt und wie flexibel die Hilfestellungen für Betroffene sein müssen und sind. Sie geben Einblick in die herausfordernde Aufgabe der Hilfsorganisationen.

 

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Gewalt tötet Menschen und Familien

ANUAS e.V. – Hilfsorganisation für Angehörige von Mord-/ Tötungs-/ Szuzid- und Vermisstenfällen vertritt die Interessen der Menschen, die einen Angehörigen durch ein Gewaltverbrechen verloren haben oder sich diskriminiert werden. "Gewalt tötet Menschen und Familien – Die psychischen und körperlichen Auswirkungen von Tötungsdelikten auf die Angehörigen der Opfer müssen dringend weiter erforscht werden", sagt Marion Waade, Vorstandsvorsitzende von ANUAS. 

Diese Angehörigen werden psychisch instabil, verlieren ihre Gesundheit, ihren Arbeitsplatz und ihre finanzielle Absicherung. Nicht selten treten Beeinträchtigungen im täglichen Leben auf, die als eine Form der Behinderung gewertet werden können. Diese Menschen werden aus dem sozialen Umfeld ausgeschlossen, weil Mitmenschen es oft nicht verstehen, mit dem Verhalten der Betroffenen nach dem Schicksalsschlag, umzugehen — es schließen sich oft Diskriminierungen jeglicher Form an, die massiv die Menschenrechte verletzen.

 

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Traumaarbeit mit Füchtlingen und in Krisengebieten

"Ich lebe nicht mehr. Ich bin nur noch eine Hülle. Gestorben bin ich schon vor Jahren.“ Eine junge Asylbewerberin sitzt vor der Mitarbeiterin der Ambulanz für Flüchtlinge in Konstanz und schaut zu Boden. Auf ihrem Schoß hat sie ihren fünfjährigen Sohn. Vater und Bruder der jungen Frau waren in ihrem Herkunftsland politisch aktiv.

Flüchtlingen in ganz Deutschland ist der Zugang zur Ambulanz in Konstanz offen, um sich untersuchen zu lassen und psychotherapeutische Hilfe zu finden. In ausführlichen Gesprächen berichten die Betroffenen hier meist zum ersten Mal über das, was ihnen angetan wurde. So entstehen detaillierte Befunde, die Eingang in die jeweiligen Asylverfahren finden. 

Victim’s Voice (VIVO e.V.) erforscht gemeinsam mit der Universität Konstanz die Folgen von traumatischen Erfahrungen und die Wirksamkeit von Therapien. Um die Situation von Flüchtlingen weiter zu verbessern, werden außerdem Fortbildungen für Psychotherapeuten, Ärzte, Kliniken, Beratungsstellen, Behörden und Gerichten bundesweit angeboten. "Was wir brauchen, ist eine praxisnahe Forschung, die uns hilft, die bedeutsamen Probleme zu erkennen und die uns Lösungen aufzeigen kann, die in der Praxis umsetzbar sind", sagt Maria Roth, Psychologin bei Victim’s Voice.

 

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Wenn ein Mensch sich das Leben nimmt

Suizid-Trauer als eine der schwersten Lebenskrisen ist kaum erforscht und wird wenig wahrgenommen. Ein kompetentes, flächendeckendes Versorgungsnetz ist nicht vorhanden. Professionelle Helfer haben lange Wartezeiten oder es fehlt ihnen an Fachwissen zu Suizid-Trauer. Die hohe Zahl der Suizidhinterbliebenen, die Gefahr psychischer und körperlicher Erkrankungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit und Folge-Suizidalität ist eine Herausforderung, der sich auch die Gesundheitsforschung nicht entziehen kann.

Wenn ein Mensch sich das Leben nimmt,  bleiben zutiefst erschütterte Angehörige zurück. Der Schmerz des Verlustes geht oft einher mit der quälenden Frage nach dem “Warum”, dem Verlassensein, mit Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen – ein Chaos der Gedanken und Gefühle bricht herein. Alles ist dadurch verändert, es gibt ein Leben DAVOR und ein Leben DANACH.

Bei Jenen, die den Verstorbenen auffinden oder bergen, entstehen albtraumhafte Bilder, die ohne Hilfe von außen kaum verblassen. Ein Suizid konfrontiert Freunde, Kollegen oder Mitschüler mit grundlegenden Fragen nach dem Sinn und Inhalten ihres Lebens. Suizid ist eine bedrohliche Katastrophe für das Leben der nahestehenden Menschen. AGUS e.V., Angehörige um Suizid, ist die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Suizidbetroffene. AGUS bietet kostenlose Informationsunterlagen, 55 Selbsthilfegruppen, ein Internetforum, Wochenendseminare für Suizidtrauernde, eine Wanderausstellung u.v.m. 


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