Dr. Johannes Reidel, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Center for Responsibility Research (CRR)
"Nutze die Mühen des Alltags: Wann immer es geht, sollte man sich mit der eigenen Muskelkraft fortbewegen (zu Fuß oder mit dem Fahrrad); das schont die Umwelt und trägt zum eigenen Wohlempfinden bei."
"Die Frage 'Wie müssen wir wirtschaften?' kann man gut an einem Beispiel aus der Logistik beantworten: Zum ersten wird es in der Logistik zunehmend wichtiger sein, dass die Angebotsseite mit der Nachfrageseite zusammenarbeitet. Durch die gemeinsame Produktentwicklung oder integrierte Liefersysteme verzahnen sich die Unternehmens- und Konsumentenverantwortung (Stichwort: Kollaborative Ökonomie). Zum zweiten müssen logistische Suffizienzstrategien an Bedeutung gewinnen, gemeint sind Strategien, die auf verlangsamte und vereinfachte Versorgungsprozesse setzen (Stichwort: 'slow logistics'). Eine Entschleunigung komplexer Logistikprozesse ermöglicht höhere Robustheit und geringere Fehleranfälligkeit und generiert gleichzeitig neue Marktpotentiale, da es immer mehr Kunden gibt, die nicht daran interessiert sind, dass die Güter schnell, sondern dass sie sicher und ressourcenschonend kommen. Drittens muss die Logistik in die Lage versetzt werden, stärker in der Kreislaufwirschaft – etwa durch das Recycling von Rohstoffen oder die intelligente Steuerung von Materialströmen – aktiv zu werden (Stichwort: 'cradle-to-cradle-Verfahren')."
Bitte setzen Sie den folgenden Satz fort: Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...
Dr. Johannes Reidel: … die Einsicht in die notwendige, kulturschöpferische Transformation der (Welt-) Gesellschaft. Nachhaltige (finaler Aspekt) Entwicklung (prozessualer Aspekt) ist kein Projekt mit erreichbarem Kurzzeitziel. Vielmehr ist sie eine Form des Widerstands, als Kritik bestehender und als Entwurf anderer Verhältnisse – als ein Prozess (welt-) gesellschaftlicher ›Aufklärung‹, der einen langfristigen Zeithorizont umfasst, viele gesellschaftlichen Bereiche tangiert und unter spezifischen Gegebenheiten spezifische Übergangsprobleme beim Um- und Aufbau von Institutionen und Organisationen hervorbringt.
In welchem Projekt forschen Sie zurzeit?
Dr. Johannes Reidel: Integriertes Corporate Social Responsibility Management in Logistiknetzwerken“ (CoReLo), ein Projekt im Rahmen des EffizienzCluster LogistikRuhr.
Ziel des Projekts: Entwicklung und Integration von Konzepten gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) mit Nachhaltigkeitsmanagementansätzen (ökonomische, soziale und ökologische Anforderungen unternehmerischen Handelns) und einer stakeholderorientierten Betrachtungsperspektive für kleine und mittelständische Logistikdienstleister und deren Logistiknetz(werk)e.
Wie könnten Ihre Forschungsergebnisse unser Leben verändern?
Dr. Johannes Reidel: Die logistischen Dienstleistungen werden im Wesentlichen im Rücken der Konsumenten sozial- und umweltverträglicher gestaltet. Aber zum Beispiel wird den Konsumenten an der einen oder anderen Stelle mehr Transparenz ermöglicht, indem sie über den ökologischen Fußabdruck der zu erbringenden Dienstleistungen etwas erfahren und darüber hinaus die Option haben, sich für entsprechend nachhaltige(re) logistische Dienstleistungen zu entscheiden.
Center for Responsibility Research, Kulturwissenschaftliches Institut Essen
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