Wissenswertes: BioDIVA
Es ist ein kleines Puzzleteil bei der Lösung globaler Herausforderungen wie Landverödung, Klimawandel und Welternährung: Mit ihrer Forschung will Dr. Martina Padmanabhan dazu beitragen, dass die Frauen der indischen Provinz Kerala ihr überliefertes Wissen im Reisanbau für eine nachhaltige Landwirtschaft nutzen: Agrarbiodiversität, das heißt die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft, ist ihr Thema.
Am Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover steht die 42-jährige Agrarsoziologin als Nachwuchsgruppenleiterin dem internationalen Projekt BioDIVA vor. Die Privatdozentin leitet ein deutsch-indisches Team aus sechs Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, dem vor Ort in Südindien, fast zehntausend Kilometer entfernt, drei einheimische Wissenschaftler zur Seite stehen.
Frau Padmanabhan, zu welcher Fragestellung forschen Sie zurzeit?
Martina Padmanabhan: Was für Transformationswissen, das heißt Wissen, um Veränderungen zu ermöglichen, benötigen wir, um die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft geschlechtergerecht und nachhaltig zu nutzen?
Wie könnten Ihre Forschungsergebnisse unser Leben verändern?
Ziel unseres Forschungsprojektes ist es unter anderem, Agrarbiodiversität zu schützen, das heißt in diesem Fall seltene Reissorten vor dem Verschwinden zu bewahren. Bislang werden diese Reissorten nur für den regionalen Markt produziert. Im Rahmen von BioDIVA prüfen wir auch ein Fairtrade-Modell. Wie also unsere Forschung unser Leben verändern kann? Indem sie eventuell den südindischen Duftreis Gandhakasala auf unseren Teller bringt und damit viele Bauern und Bäuerinnen motiviert, ihr Land zu entwickeln.
Bitte setzen Sie den folgenden Satz fort: Nachhaltigkeit bedeutet für mich…
…ein von Visionen geleiteter, beherzter Suchprozess, der Veränderungen aktiv gestaltet.
Ich staune über den skrupellosen Gebrauch des Begriffs Nachhaltigkeit.
Worüber staunt eine Nachhaltigkeitsforscherin?
Über den skrupellosen Gebrauch des Begriffs Nachhaltigkeit, zum Beispiel von der Autoindustrie.
Haben Sie einen Tipp für nachhaltiges Verhalten im Alltag?
Glücksmomente ohne Konsum suchen und genießen!
Weitere Informationen:
Vor Ort in Indien: Film zum BioDIVA-Projekt
Über BioDIVA
Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Umweltexperten der BioDIVA-Forschungsgruppe widmen sich dem Problem, dass in der ländlich geprägten Region Kerala der althergebrachte Reisanbau zunehmend durch in Monokultur angebaute Bananenplantagen verdrängt wird. Die Folge: Die Böden veröden und sind landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar, seltene Reissorten verschwinden, Ernährungs- und Einkommensgrundlage der Menschen brechen weg.
Die indigenen Frauen der Region sind die großen Verliererinnen dieses Prozesses. Bei der Bewirtschaftung der Reisfelder spielen Frauen traditionell die tragende Rolle, verfügen über das nötige Erfahrungswissen und tragen mit ihrer Arbeit entscheidend zum Familieneinkommen bei. Anbau und Ernte auf den Großplantagen hingegen ist schwere körperliche Arbeit – Männersache. Und sie erfolgt nicht mehr in Eigenverantwortung, sondern in Abhängigkeit der Plantagenbetreiber. Ziel des Forschungsprojekts BioDIVA ist es deshalb, Wissen und Instrumente für eine zukunftsweisende landwirtschaftliche Nutzung zu schaffen und dabei die Schlüsselposition von Frauen zu stärken.
Mit den Erkenntnissen des Projekts erarbeitet das BioDIVA-Forschungsteam ein Handbuch zur Agrarbiodiversität, das Expertinnen und Experten als Werkzeugkasten für die Entwicklungen in anderen Regionen der Welt dienen soll.
Bundesforschungsministerium fördert Sozial-Ökologische Forschung
Das BioDIVA-Team ist eine von zwölf Nachwuchsgruppen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung, Schwerpunkt Sozial-Ökologische Forschung (FONA/SÖF), gefördert werden. Dieser Förderschwerpunkt des BMBF legt besonderen Wert auf die globale Perspektive und die internationale Ausrichtung der Forschung. Zu der Projektfinanzierung über vier Jahre kommen ein wissenschaftliches Coaching sowie regelmäßige Netzwerktreffen der zwölf leitenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Partner des Forschungsprojekts BioDIVA sind die M.S. Swaminathan Research Foundation im südindischen Chennai, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und das International Food and Policy Research Institute in Washington, USA.