Dr. Stefan Brüggerhoff, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
"Beachten Sie Aspekte der Nachhaltigkeit bei Produkten, die Sie selber kaufen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich über ihr Konsumverhalten Gedanken zu machen."
"Die Forschung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum beleuchtet in einem übergreifenden Ansatz die Gewinnung und Verarbeitung/Nutzung abiotischer Rohstoffe durch den Menschen (über Zeiten, Regionen und Rohstoffgruppen). Dabei steht die Wechselwirkung „Gesellschaft – Technik – Umwelt“ im Fokus aller Arbeiten. Als Konservierungswissenschaftler habe ich hier die Erhaltung der vielfältigen Zeugnisse dieses Prozesses im Blick, da sie als Quellen aller weiteren Forschungsarbeit eine nicht erneuerbare Ressource der wissenschaftlichen Beschäftigung sind. Als Direktor des Hauses sehe ich besonders die Vermittlung des Wissens um die Besonderheit des Bergbaus als einer „Urproduktion der Menschheit“ als eine meiner Kernaufgaben. In unserer heute hochtechnisierten und extrem komplexen Welt müssen die Rahmenbedingungen für die Produkte des „alltäglichen Lebens“ wieder verständlich gemacht werden. In besonderem Maße sind hier die beiden Grundfragen im Jahr der Nachhaltigkeit („Wie wollen wir leben?“ und „Wie können wir unsere Umwelt bewahren?“) in eine Balance zu bringen. Übersetzt heißt das für uns: „Wie viel Primärrohstoffgewinnung ist notwendig, um unser heutiges Leben zu gewährleisten?“ Der Blick in die Vergangenheit soll dabei dem Besucher helfen, offene Fragen der Zukunft für sich selbst zu beantworten."
In welchem Projekt forschen Sie zurzeit?
Dr. Stefan Brüggerhoff: "Eine Fragestellung, die mich derzeit beschäftigt, ist die Vermittlungsaufgabe: „Wie verdeutliche ich einem Laien seine heutige Abhängigkeit von primären Rohstoffen und zeige die gegebenen Möglichkeiten einer Veränderung und deren derzeitigen Grenzen aber auch Entwicklungspotentiale auf ?“ Im Deutschen Bergbau-Museum Bochum ist dazu gerade eine Ausstellungseinheit mit dem Titel „Bergbau heute – wozu?“ eigerichtet worden. Die Aufgabe besteht darin, den Besucher in seiner Alltagswelt abzuholen und ihn mit „seinem“ Verbrauch an Rohstoffen, die in jedem der von ihm genutzten Produkte stecken, zu konfrontieren."
Wie wird dieses Projekt in Ihrem Museum bzw. Ihrer Einrichtung den Besuchern präsentiert?
Dr. Stefan Brüggerhoff: "Die neue Ausstellungseinheit „Bergbau heute – wozu?“ ist so aufgebaut, dass verschiedenste Produkte des täglichen Lebens nach Materialgruppen gegliedert vorgestellt werden. So können z.B. Kinder an einem Automaten Brausebonbon ziehen und erfahren dabei, dass hier Karbonate im Material enthalten sind, die das Kribbeln auf der Zunge erzeugen. An einer „Salzwaage“ kann über die Angabe des Alters ermittelt werden, wie viele Kilo Kochsalzes (anschaulich als 500g-Verkaufspakete dargestellt) der entsprechende Besucher bereits in seinem Leben konsumiert hat. An einem aufgeschnittenen Kleinwagen wird die Fülle der Rohstoffe deutlich gemacht, die einem solchen modernen komplexen Kompositobjekt heute stecken. An Monitoren kann man sich dann weiter informieren und wird zum Beispiel davon überrascht, dass 0,3 l Erdöl in 50 m Angelschnur enthalten sind."
Wie könnten Ihre Forschungsergebnisse unser Leben verändern?
Dr. Stefan Brüggerhoff: "Die o. g. Ausstellung soll dem Besucher verdeutlichen, dass er als Konsument eine Ware nicht allein im Geschäft kauft, also nur aus dem Regal nimmt, sondern dass diese Produkte einen langen Produktionsprozess haben. Der Kauf eines jeden Produktes stellt damit auch eine persönliche Entscheidung und Verantwortung da, der sich der Käufer bewusst werden soll. Zugleich soll er die ganze Abhängigkeit (s)eines komplexen Lebensumfeldes verstehen lernen und Vor- und Nachteile abwägen können."
Bitte setzen Sie den Satz fort: Nachhaltigkeit bedeutet für mich…
Dr. Stefan Brüggerhoff: "…einen bewussten und schonenden Umgang mit den Produkten des täglichen Lebens. Ressourcenschonung fängt bei jedem selber an und kann nicht auf „die da oben“ abgewälzt werden."
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
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