Dr. Stephanie Pietsch, Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK), Leibniz Institut für Biodiversität der Tiere

Forscherin Dr. Stephanie Pietsch

 

"Die Natur und ihre Lebewesen intensiv und hautnah zu erleben, schafft das Verantwortungs-bewusstsein für einen nachhaltigen Natur- und Artenschutz."


"Meine Forschungsansätze und -ziele konzentrieren sich auf die molekulargenetische Erfassung der biologischen Vielfalt unseres Planeten. Das rasante Fortschreiten von Artensterben und Klimawandel begründen die weltweiten Forderungen nach Erhaltung der Biodiversität und machen die Etablierung einer schnellen, zuverlässigen und kosteneffizienten Artidentifikation zu einer globalen Notwendigkeit. Es gilt die Artenvielfalt unseres Planeten so schnell und vollständig wie möglich zu erfassen, damit effektive Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Das GBOL-Projekt ('German Barcode of Life') ist Teil einer globalen Initiative (iBOL, International Barcode of Life) zur Erfassung aller Arten unseres Planeten. Die expertenbasierte GBOL-Datenplattform wird ein in Deutschland bisher einzigartiges System zur effizienten und schnellen Biodiversitätserfassung bereitstellen."


Bitte setzen Sie den folgenden Satz fort: Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...

Dr. Stephanie Pietsch: ... die Natur und ihre Lebewesen für die Nachwelt erhalten und schützen.


In welchem Projekt forschen Sie zurzeit?

Dr. Stephanie Pietsch: Ich arbeite als Projektkoordinatorin im "German Barcode of Life" (GBOL) Projekt. GBOL ist ein deutschlandweites Verbundprojekt. GBOL wird die erste umfassende genetische Nationalbibliothek der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands erstellen und damit ein leistungsfähiges Expertensystem zur schnelleren Artbestimmung entwickeln. Insgesamt 14 wissenschaftliche Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland beteiligen sich am GBOL-Projekt. Diese GBOL-Institutionen stellen ihre professionelle Expertise (45 GBOL-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlreiche ehrenamtliche Experten) und ihre zum Teil bereits existierende Infrastruktur zur Verfügung (Sammlungen/Biobanken, Datenbanken, Bioinformatik-Plattformen und Labore). Deutschland reiht sich mit der GBOL-Initiative in konzertierte internationale Aktivitäten zur Erfassung der globalen Biodiversität ein.

Wie wird dieses Projekt in Ihrem Museum bzw. Ihrer Einrichtung den Besuchern präsentiert?

Dr. Stephanie Pietsch: Im GBOL-Projekt sind wir neben den an unseren Instituten arbeitenden Taxonomen [spezialisierte Experten, Red.] vor allem auch auf die Expertise von zahlreichen externen Artenkennern angewiesen. Wir suchen deutschlandweit nach ehrenamtlichen Taxonomen mit sehr guter Artenkenntnis, die durch ihre Sammelaktivität gezielt zur GBOL-Bioinventur beitragen wollen. Eine gute und effiziente Öffentlichkeitsarbeit trägt daher maßgeblich zum Erfolg des GBOL-Projekts bei. Wir haben eine umfassende Website (www.bolgermany.de) und eine Informationsbroschüre für GBOL entwickelt. Mit zahlreichen Vorträgen im In-und Ausland informieren wir über das GBOL-Projekt und werben für die aktive Unterstützung durch externe Artenkenner.

 

Wie könnten Ihre Forschungsergebnisse unser Leben verändern?

Dr. Stephanie Pietsch: GBOL ermöglicht einen Quantensprung für die Biodiversitätsforschung. Eine etablierte und umfassende DNA-Barcode-Referenzbibliothek ermöglicht in Zukunft auch Nicht-Spezialisten eine automatisierbare, kostengünstige und zuverlässige Identifikation von Arten für vielfältige Anwendungsgebiete. Mit GBOL kann erstmals ein hocheffizientes und schnelles Biodiversitätsmonitoring durchgeführt werden, welches die Grundlage für eine optimale Planung und Überwachung von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen bildet. Neben den vielfältigen naturschutzrelevanten und ökologischen Einsatzmöglichkeiten lassen sich mit GBOL auch viele neue ökonomische Anwendungsbereiche erschließen. Für land- und forstwirtschaftlich relevante Organisamen und Krankheitsüberträger ermöglicht künftig ein effizientes Nachweisverfahren das schnellere Einleiten von entsprechenden Maßnahmen zur Schadensbegrenzung. In der Fischereiwirtschaft können anhand der Determination von schwer bestimmbaren Ei- und Larven-Stadien verlässlichere Zukunftsprognosen über die Besatzdichte von bestimmten Fischarten in Gewässern getroffen werden. Forensiker und Zollfahnder verfügen mit GBOL in Zukunft über ein effektives Methodenspektrum zur Spurensuche und Überwachung illegalen Organismenhandels. Lebensmittelkontrolleure können in nächster Zeit viel schneller und sicherer Etikettenschwindel bei Nahrungsmitteln und Tierfutter nachweisen und so Nahrungsmittelskandale in einem frühen Stadium aufdecken.

 

Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König


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1 - 1 von 1 Kommentar(e)

Cida

Freitag, 03.08.12 10:50

Letztlich teilt ihr mir den Link zu eurem Tweet (nicht eurem Twitter-Profil!) mit dem unten bereitgestellten Formular mit. Wie man an den Link zu seienm Tweet kommt, habe ich hier schon einmal beschrieben.

Kommentar

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