Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Digitale Souveränität: aber sicher!

Drei Hausaufgaben für Europa

Panoramablick auf den Fernsehturm in Berlin
Deutschlands starke IT-Sicherheitswirtschaft bietet viele Chancen. (©SP-Photo/shutterstock)

Ein Blogbeitrag von Prof. Claudia Eckert

Die digitale Souveränität Europas stellt eine zentrale gesellschaftliche und wirtschaftspolitische, aber auch wissenschaftliche Herausforderung dar. Dazu müssen allerdings zunächst drei Bedingungen erfüllt werden:

1. Technologische Alternativen in Kernbereichen

2. Beurteilungsfähigkeit durch technisch überprüfbare, internationale Mindeststandards

3. IKT zur Unterstützung von Entscheidungsträgern

Technologische Alternativen:

Gefordert ist eine europaweite Initiative zur Erforschung und Entwicklung von innovativen, vertrauenswürdigen High-Tech-Lösungen in Schlüsselbereichen. Dazu zählen sichere Hardware-Module, vernetzte Sensorik und digitale Identitäten ebenso wie sichere eingebettete Software zur Steuerung und Kontrolle standardisierter Abläufe. Sie sind unverzichtbare Voraussetzung für den Erfolg bei Zukunftsprojekten wie Industrie 4.0, Smart Mobility, Smart Energie oder auch Smart Cities. Dazu werden privatwirtschaftlich und öffentlich getriebene Referenzprojekte benötigt und es muss ein europäischer Binnenmarkt geschaffen werden. Die Entwicklung von IKT-Produkten und Anwendungen mit hohen Datenschutzstandards bietet eine Chance für Europas Digitalwirtschaft – und speziell für Deutschland. Mit seiner starken IT-Sicherheitswirtschaft könnte Deutschland bei dieser Entwicklung eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle einnehmen.

Beurteilungsfähigkeit:

Politische Anstrengungen wie einheitliche Datenschutzrichtlinien sind wichtig, reichen aber nicht aus. Um die Sicherheitsqualität über den gesamten Lebenszyklus einzelner Produkte oder Systeme nachweisbar zu machen, müssen auch technische Mindeststandards für die IT-Sicherheit und den Datenschutz entwickelt werden. Damit werden Wirtschaft und die öffentliche Hand befähigt, die Qualität von IKT-Produkten zu beurteilen - langfristig könnte zudem auch das Vertrauen in die digitalen Technologien wiederhergestellt werden. 

Ein Mann benutzt Laptop, Tablet und Smartphone gleichzeitig.Ein Mann benutzt Laptop, Tablet und Smartphone gleichzeitig.
Der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Technologien muss erlernt werden. (©Eugenio Marongiu/shutterstock)

Entscheidungskompetenz:

Um Entscheidungsträgern eine fundierte Einschätzung der Sicherheitslage zu geben, müssen zum einen neue effizientere Methoden zur Erstellung und Auswertung von Lagebildern erforscht werden. Zum anderen sind eine hochwertige Ausbildung sowie Angebote für ein lebenslanges Lernen entscheidende Erfolgsfaktoren. Dies beinhaltet selbstverständlich auch das Erlernen des sicheren und verantwortungsvollen Umgangs mit allen digitalen Technologien.

Digitale europäische Souveränität erfordert somit massive Anstrengungen und erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung von IT-Sicherheit, aber auch in die Aus- und Weiterbildung. Zudem müssen verlässliche Rahmenvereinbarungen auf der politischen Ebene geschaffen werden, um die Chancen, die der digitale Umbruch uns bietet, zu nutzen.

Foto von Prof. Eckert
Foto: Fraunhofer AISEC

Prof. Dr. Claudia Eckert ist Inhaberin des Lehrstuhls für Sicherheit in der Informatik an der TU München und Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Sie ist eine führende Expertin auf dem Gebiet der IT-Sicherheit und als Beraterin für zahlreiche Institutionen tätig. Nun wurde sie von der Gesellschaft für Informatik - im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014 - als einer von Deutschlands digitalen Köpfen ausgezeichnet.