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Gerecht und umweltschonend soll es zugehen. Viele Menschen reden – mitunter schon lange – davon, dass sich unsere Wirtschaft verändern muss. Das Internet bietet uns nun die Möglichkeit, soziale Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktion tatsächlich Realität werden zu lassen. Dafür müssen wir aber einen neuen Typ von Unternehmen etablieren: die Genossenschaft 2.0.
Die Genossenschaft 2.0 soll aufgrund ihrer Eigenschaften direkt zu einer faireren und nachhaltigeren Wirtschaft beitragen. Elemente des Web 2.0 und aktuelle Entwicklungen der digitalen Gesellschaft erweitern dabei das bewährte Genossenschaftsmodell. Zugleich ist das Ziel, im eCommerce – einer Branche der digitalen Welt, die erfahrungsgemäß zur Monopolbildung neigt – ein demokratisches Gegenmodell durchzusetzen. Dafür fließen in die Satzung des Unternehmens fest verankerte Grundsätze ein, die zu fairem und nachhaltigem Agieren verpflichten. Prinzipien wie konsequente Transparenz, demokratische Kontrolle und hohe öko-soziale Standards bei sämtlichen Geschäftsaktivitäten werden so gut wie unverrückbar in die „DNA“ des Unternehmens eingeschrieben.
Auch nach innen verpflichtet sich eine Genossenschaft 2.0 zu Fairness: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wählen den Vorstand, um eine offene, respektvolle und menschliche Kultur im Unternehmen sicherzustellen. Damit wird verhindert, dass die Geschäftsführung zu sehr abhebt – oder eine kurzsichtige Geschäftspolitik zum Vorteil weniger Investoren betreibt. Zugleich bleibt die Genossenschaft 2.0 im Alltag ein funktionsfähiges Unternehmen, mit einer klaren Geschäftsführung, die über die volle Entscheidungskompetenz verfügt.
Zudem darf das höchste im Unternehmen gezahlte Gehalt maximal dreimal so hoch sein wie das niedrigste. Gewinne gehen nicht an wenige Großinvestoren sondern an möglichst viele beteiligte Menschen, mit einem niedrigen Mitgliedschaftsbeitrag von 50 Euro. Hier gilt das Genossenschaftsprinzip: Unabhängig von der Höhe der Beteiligung hat jedes Mitglied nur eine Stimme. Diese demokratische Kontrollinstanz ist wichtig für die Grundprinzipien des Unternehmens, da so gemeinschaftlich gesteuert werden kann, wie sich das Unternehmen entwickelt. Im Zweifelsfall kann und soll das Unternehmen auch zur Verantwortung gezogen werden können.
Die konsequente Bezahlung von Steuern wird als eine zentrale Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft angesehen. Abgelehnt wird somit eine gezielte rechtliche und geschäftliche Gestaltung, die lediglich dazu dient, Steuern zu vermeiden. Einige Start-ups gehen mit gutem Beispiel voran und veröffentlichen alle relevanten Geschäftszahlen, Gehälter sowie Informationen zu Geschäftsaktivitäten über ihre Website. Mit dem Open Bank Project können alle Unternehmenskonten offen geführt werden – alle Transaktionen sind sichtbar, jedoch anonymisiert, wenn der Datenschutz das erfordert.
Beispiele wie Wikipedia und Mozilla zeigen schon seit langem, dass es mit der Kraft der Crowd möglich ist, auch ohne großes Kapital Großes zu schaffen. Diesen Vorbildern folgt unser Online-Marktplatz Fairnopoly als Anwendungsfall der Genossenschaft 2.0. Er hat bereits die ersten Schritte gemacht: Über 1.800 Menschen investierten schon in die Genossenschaft. So stimmen uns die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zuversichtlich, dass es auch in der harten Branche des eCommerce möglich ist, ein demokratisches, Crowd-basiertes Unternehmen aufzubauen – und sich damit die Wünsche vieler erfüllen.
Anna Kress ist Informatikerin. Sie arbeitet als Geschäftsführerin, Vorstandsmitglied und technische Leiterin für das Sozialunternehmen Fairnopoly. Der Online-Marktplatz gibt Verbrauchern die Möglichkeit, im Internet verantwortungsbewusst einzukaufen. Nun wurde sie von der Gesellschaft für Informatik - im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014 - als einer von Deutschlands digitalen Köpfen ausgezeichnet.