Zum Wissenschaftsjahr 2018
Abbau von Manganknollen bedroht Artenvielfalt in der Tiefsee

Abbau von Manganknollen bedroht Artenvielfalt in der Tiefsee

Wie wichtig ein verantwortungsvoller Unterwasser-Bergbau ist

Korallen und Schwämme am stärksten betroffen

Manganknollen in der Tiefsee enthalten unter anderem die in der Industrie begehrten Rohstoffe Nickel, Kupfer oder Kobalt.

Die Manganknollenfelder sind aber auch Lebensraum für bestimmte Seesternarten, Seegurken und Seeigel. Zudem leben auf den Knollen Korallen, Schwämme, Moostierchen oder Anemonen. Würden die Knollen abgebaut, hätte dies verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt in Tiefseegebieten, wie eine jetzt veröffentlichte Studie des Senckenberg-Forschungsinstituts ergab. Die Folgen wären noch nach 40 Jahren sichtbar.

„In Gebieten mit Manganknollen leben im Schnitt 25 Organismen auf 100 Quadratmetern Tiefseeboden, in Gebieten ohne Manganknollen sind es weniger als zehn Individuen“, erläutert der Meeresbiologe Pedro Martínez Arbizu vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. Er hatte zusammen mit Forschern aus Belgien, Frankreich und Portugal im Frühjahr 2015 die Auswirkungen eines potenziellen Manganknollen-Abbaus auf die Artenvielfalt in der sogenannten Clarion-Clipperton-Bruchzone im Pazifik in mehr als 4.000 Metern Wassertiefe untersucht. „Wir wollten wissen, wie sich der Abbau von Manganknollen auf diese Tiefsee-Gemeinschaft auswirkt und ob, wie schnell und von wo aus die abgebauten Gebiete wieder besiedelt werden“, berichtet er.

Deshalb wurden auch zwei Testgebiete ausgewählt, in denen vor 20 beziehungsweise 37 Jahren der Abbau von Manganknollen simuliert wurde.

Das Wissenschaftlerteam zeigte, dass die Zahl am Boden festsitzender Organismen von 24 außerhalb des Testgebietes auf drei Individuen pro 100 Quadratmeter innerhalb des Testgebietes sinkt. Am härtesten trifft der geplante Abbau Korallen und Schwämme, die den harten Untergrund der Knollen als Lebensraum benötigen - auf dem weichen Sediment in der umliegenden Tiefsee finden sie keinen Halt.

„Das Ergebnis ist erschreckend“, sagt der Wilhelmshavener Meeresforscher. „Selbst knapp 40 Jahre nach dem Abbau von Manganknollen ist noch eine deutliche Störung sowie ein Verlust der Artenvielfalt zu erkennen.“ Die Forscher rufen deshalb zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Unterwasser-Bergbau auf und empfehlen, Schutzzonen für die Tiefseefauna einzurichten.



in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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