Zum Wissenschaftsjahr 2018
Nahrung aus dem Meer – Forschen gegen den Hunger in der Welt

Nahrung aus dem Meer – Forschen gegen den Hunger in der Welt

FONA Forum 9./10. Mai 2017

Meeresforscher diskutieren: Forschen gegen den Hunger in der Welt?

„Nahrung aus dem Meer“, „Entwicklungsziele der Vereinten Nationen“, „Hunger beenden“ – unter diesen Schlagworten diskutierten rund 60 Experten im Rahmen des 13. BMBF-Forums für Nachhaltigkeit am 10. Mai 2017 die Zukunft unserer Ozeane. 30 Prozent der weltweiten Fischbestände gelten als überfischt. Gleichzeitig versorgen unsere Ozeane die Weltbevölkerung mit lebensnotwendigen Proteinen. Wie lässt sich das Ziel, Leben unter Wasser zu schützen, mit dem Ziel vereinbaren, den Hunger global zu bekämpfen?

Heike Vesper, Biologin und Leiterin Meeresschutz beim WWF, zeigte auf, dass derzeit an die 100 Millionen Tonnen Fisch weltweit auf den Ozeanen als Beifang gefangen werden. Der weitaus größte Anteil des Fisches wird importiert oder stammt aus der Aquakultur. Nachhaltig ist die Fischerei auf den Weltmeeren derzeit nahezu nirgendwo. Für ein wirksames Fischereimanagement seien neben der gezielten Nachfrage des Verbrauchers auch die Beendigung der illegalen Fischerei und Befolgung der wissenschaftlichen Empfehlungen zur Fangquotenbeschränkung nötig. Ein richtiges Fischerei-Management eröffnet Möglichkeiten der Ertragssteigerung trotz nachhaltigen Fischfangs, so Prof. Dr. Quaas, Ökonom an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Dazu müssten die Empfehlungen aus der Wissenschaft konsequenter umgesetzt werden, nicht jedoch die primär ökonomischen Interessen bei der Fangquotenvergabe durch die EU-Kommission.

Prof. Bettina Meyer von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erklärte die Folgen der intensivierten Krillfischerei in den Polargebieten. Aquakultur und der pharmazeutische Markt haben starkes Interesse am Krill, der eine der wichtigsten Komponenten der polaren Nahrungsnetze ist: Pinguine, Robben und Wale könnten ohne nicht existieren. Die Fangquote zum Krillfang wird jährlich von der Arbeitsgruppe der CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) für die Überwachung und Verwaltung des Ökosystems (WG-EMM) und des Wissenschaftlichen Ausschusses überprüft. Die vereinbarten Grenzen der Kommission werden für die jeweils laufende Fischsaison in den Erhaltungsmaßnahmen festgelegt. Obwohl die CCAMLR Regeln als vorbildlich gelten, wies Frau Meyer darauf hin, dass neben illegaler Fischerei auch Klimaänderungen ganz erheblichen Einfluss auf die Krillbestände haben können. Nachhaltigkeit und Ökonomie müssen nicht im Widerspruch stehen.

Dr. Piker von der Coastal Research & Management GbR (CRM) und Oceanbasis GmbH züchtet Brauntange und Muscheln in der Kieler Förde und vermarktet seine Produkte vor allem lokal. Besonders die integrierte multitrophe Aquakultur (IMTA) sieht er als Lösung, die eine größere Umweltverträglichkeit bietet und gleichzeitig den wirtschaftlichen Nutzen für die Erzeuger und Gemeinden erhöht. Idee hierbei ist, nicht eine Art (Monokultur) zu kultivieren, sondern ein natürliches Ökosystem in Kombination mit mehreren, sich ergänzenden Arten zu erzeugen.

Der biologische Ozeanograph Prof. Dr. Ulf Riebesell vom GEOMAR untersucht die Möglichkeiten und ökologischen Auswirkungen, nährstoffreiches Tiefenwasser im offenen Ozean mittels einer Wellenpumpe nahe der Oberfläche zu pumpen. Durch das nährstoffreiche Wasser an der Oberfläche soll die natürliche Produktion der Fischpopulationen im offenen Ozean angeregt werden. Nährstoffreiches Wasser und hohe Fischpopulationen finden sich sonst primär in Küstennähe. Inwieweit die Gesellschaft derartig technische Eingriffe zur Fischgewinnung befürwortet, verbunden mit ethischen, politischen und rechtlichen Fragen, gilt es im gesellschaftlichen Dialog zu klären.

Wissenschaftsjahr präsentiert Vielfalt und Verletzlichkeit unserer Meere

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016*17 wurde das BMBF-FONA-Forum bildstark abgerundet: Der Forschungstaucher und Biologe Uli Kunz von der Forschungstauchgruppe submaris entführte die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Unterwasserwelt. Weltweit preisgekrönte Bilder zeigten den Lebensraum Meer in seiner Einzigartigkeit und Verletzlichkeit.

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