Zum Wissenschaftsjahr 2018
Meilensteine der Meeresforschung

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Meilensteine der Meeresforschung

Wie Meere und Ozeane entdeckt wurden

Meilensteine der Meeresforschung

Wichtige Errungenschaften der Meeresforschung, von 1872 bis heute: Wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ozeane der Erde erkunden. Was heute dank moderner Forschungsroboter und hochtechnologischer Tauchfahrzeuge in der Meeresforschung möglich ist, war am 21. Dezember 1872 noch völlig unvorstellbar.

An diesem Tag stießen die mehr als ein Dutzend Mann Besatzung an Bord der HMS Challenger in Portsmouth (Vereinigtes Königreich) in See und begründeten auf ihrer fast fünfjährigen Expedition rund um den Erdball die moderne Meeresforschung. Lesen Sie hier alles über die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der Meeresforschung.

 


1872 bis 1874

Die Expedition der britischen Dampferkorvette „HMS Challenger“ um die Welt gilt als der Beginn der modernen Meeresforschung. Erstmals wurden genaue Erkenntnisse über die Ozeane gewonnen – von den Oberflächentemperaturen bis zur Beschaffenheit des Tiefseebodens.

Nach dem Start in Portsmouth legte die „Challenger“ rund 70.000 Meilen (130.000 Kilometer) zurück und segelte über das Kap der guten Hoffnung, Melbourne und Montevideo zurück in den Heimathafen. Die Besatzung führte 374 Tiefseelotungen, 255 Temperaturmessungen in der Tiefsee und 240 Schleppnetzzüge durch. Die Ergebnisse wurden 1896 in 50 Bänden veröffentlicht.


1874 bis 1876

Mit einer Forschungsreise der „S.M.S. Gazelle“ stieg auch das Deutsche Reich in die Forschungsschifffahrt ein. Die Korvette war mit den besten Messinstrumenten ihrer Zeit ausgestattet. Renommierte Wissenschaftler erfassten zum Beispiel Bodenprofile im Südatlantik und die großen Meeresströmungen am Äquator und bei Neuguinea.

Unter dem Kommando des Vizeadmirals Georg Freiherr von Schleinitz segelte die „S.M.S. Gazelle“ von Kiel aus rund um den Erdball. Die Forscher fassten ihre Erkenntnisse – unter anderem in den Bereichen Botanik, Geologie und Astronomie – in fünf Bänden zusammen, die 1889/90 publiziert wurden.


1889

Der Kieler Meeresbiologe Viktor Hensen leitete die weltweit erste Forschungsreise, bei der schwerpunktmäßig das Plankton im Ozean untersucht wurde. Plankton ist die Bezeichnung für Organismen, die im Wasser leben und deren Schwimmrichtung von den Strömungen vorgegeben wird. Der Begriff wurde von Hensen geprägt.

Bei der Plankton-Expedition auf dem Dampfer „National“ erfassten die Wissenschaftler die Verteilung pflanzlichen und tierischen Planktons in den unterschiedlichen Zonen des Atlantiks. Hensen wollte – auch durch die Regulierung der Fangmengen – mit einem wissenschaftlichen Ansatz den Ertrag der Fischgründe erhalten.


1925 bis 1927

Die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in den 1920er Jahren machten auch vor der deutschen Meeresforschung nicht Halt. Trotzdem gelang es der Deutschen Atlantischen Expedition, mit dem Südatlantik einen ganzen Teilozean systematisch zu vermessen – in dieser Detailtiefe ein Novum in der internationalen Meeresforschung.

Die Expedition dauerte 777 Tage und bestätigte die Ausgangsthese ihres Leiters Alfred Merz: Die Strömungen im Wasser werden durch Dichteunterschiede bestimmt, die ihrerseits vom Salzgehalt und der Temperatur abhängen. Die Erkenntnis ermöglichte eine komplett neue Betrachtung der Dynamik der Meere.


1951

Mit der „Johannes L. Krüger“ wurde das erste Forschungsschiff des Seehydrographischen Dienstes (SHD) der DDR in Dienst gestellt. Seine wichtigste Aufgabe war die Seevermessung. Obwohl die Wissenschaftler bereits auf der ersten Messfahrt einen großen Salzwassereinbruch von der Nord- in die Ostsee dokumentierten, wurde die Meeresforschung in der DDR trotzdem nur eingeschränkt gefördert.

Der SHD war zunächst der Hauptverwaltung Seepolizei und später der Volksmarine der Nationalen Volksarmee (NVA) unterstellt. 1963 wurde die „Johannes L. Krüger“ in „Professor Albrecht Penck“ umbenannt.


1955

Dieses Jahr markiert den Wiedereinstieg der Bundesrepublik Deutschland in die Fischereiforschung. Knapp zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Forschungsschiff „Anton Dohrn“ in Dienst gestellt. Das Schiff war bis 1972 im Einsatz – mit bis zu 15 Wissenschaftlern und 30 Mann Besatzung an Bord.

Nach dem Stapellauf der „Anton Dohrn“ vergingen fast zehn weitere Jahre, bis die deutschen Meeresforscher wieder Teil der internationalen Community wurden. Mit der ersten Expedition des ganz in Weiß gestrichenen Schiffs „Meteor“ beteiligte sich die Bundesrepublik 1964 an einer internationalen Expedition zur Erforschung des Indischen Ozeans. 45 Schiffe aus 14 Nationen nahmen teil.


1964

Die Taufe des ersten Forschungsschiffes der Bundesrepublik, der weißen „Meteor“,
markierte den Neubeginn der deutschen Meeresforschung. In Atlantik und Pazifik, Arktis und Antarktis erforschten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Prozesse im Meer – von der Struktur des Island-Grönland-Rückens, über die Entstehung tropischer Gewitter bis hin zum Tanz von Delfinen vor den Küsten Afrikas.

Bevor die weiße „Meteor“ 1985 durch ihre Nachfolgerin, die blaue „Meteor“, ersetzt wurde, legte sie eine Entfernung zurück, die 30-mal dem Umfang des Globus entspricht. An den insgesamt 73 Expeditionen nahmen rund 3.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil.


1981

Mit dem Bau der ersten Neumayer-Station und des Forschungseisbrechers „Polarstern“ kehrte Deutschland zur kontinuierlichen Forschung in der Antarktis zurück. Möglich wurde dies, nachdem die Bundesrepublik zwei Jahre zuvor Mitglied des Antarktisvertrages geworden war.

Die Neumayer-Station musste bis heute bereits zweimal neu aufgebaut werden, nachdem die erste und die zweite Station (Baujahr 1992) in Schnee und Eis versanken. Die Station Neumayer III wurde 2009 eröffnet und soll mindestens 25 Jahre halten. Im antarktischen Sommer bietet sie Platz für 40 Menschen. Die wichtigsten Forschungsgebiete: Meteorologie, Geophysik, Luftchemie und Akustik.