Zum Wissenschaftsjahr 2018
Grönlands Eiskappen schmelzen seit 20 Jahren ab

Grönlands Eiskappen schmelzen seit 20 Jahren ab

Grönlands Eisschicht reagiert empfindlich auf Klimaänderungen

Studie bestimmt den Verlust der Eismasse vor Grönlands Küste

Über Grönland liegen riesige Eischilde. Daneben gibt es wesentlich kleinere Eiskappen, die sich um die Küste gruppieren. Beide Gletscherformen werden von einer mächtigen porösen Firnschicht bedeckt. Forscherinnen und Forschern gelang es jetzt nachzuweisen, dass diese Schicht empfindlich auf Klimaänderungen reagiert. Im Fall der Eiskappen vor Grönland konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Utrecht und Zürich zeigen, dass sie seit 1997 an Eismasse verlieren. Seitdem wird ein Großteil des Sommer-Schmelzwassers nicht mehr von den oberflächennahen Schichten der Eiskappen aufgenommen, sondern fließt in den Ozean ab. Dieser Effekt wird sich in den kommenden Jahren wohl noch verstärken.

Die eisigen Regionen Grönlands sind kein sehr einladender Ort, um Daten zu sammeln. Aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewegt, wie schnell dort die Eismassen abschmelzen. Zudem wollen sie die weltweiten Schwankungen des Meeresspiegels besser einordnen können. Die Eiskappen dort gehören nach den arktischen und antarktischen Eischilden zu den größten vergletscherten Gebieten der Erde. Um ein besseres Bild des momentanen Zustandes zu erhalten, konzentrierten sich die Forscherinnen und Forscher auf zwölf Gebiete rund um die Insel.

Die Firnschicht über den Eismassen wirkt wie ein Schwamm. Sie speichert Schmelzwasser, das an der Oberfläche entsteht und anschließend in den Firn einsickert, in sogenannten Eislinsen. Doch wie lange kompensiert diese Schwammwirkung die Folgen des Klimawandels? Um die topographisch komplexen Eiskappen zu simulieren, wurde ein sehr detailliertes Modell entwickelt. Die Modellresultate wurden auf der Grundlage einer neuen Datenbank historischer Messungen geprüft, die Horst Machguth von der Universität Zürich erstellt hat. „Die 3.000 historischen Messungen reichen bis ins Jahre 1892 zurück, als einige der frühesten glaziologischen Messungen auf Grönland durchgeführt wurden“, erklärt der Gletscherforscher. Über den Vergleich früherer Modellrechnungen mit heutigen Satellitenbildern konnte das Team um Machguth zeigen, dass der Massenverlust in direkter Abhängigkeit zu dem Schmelzwasserabfluss steht. Dieser wiederum wird stark durch den Temperaturanstieg beeinflusst.

In jedem der untersuchten Gebiete haben die Eiskappen seit 1997 Eis verloren. Derzeit ist der jährliche Verlust an Eismasse dreimal so groß wie vor dieser Zeit. Auch die Schmelzlinie sei höher gestiegen. Die Studie, jüngst in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen, entwirft ein Szenario anhaltender globaler Erwärmung für die Region. Sie kommt zu dem Schluss, dass die grönländischen Eiskappen bis zum Jahr 2100 bis zu 25 Prozent ihrer Masse verlieren. Dies allein würde einen Anstieg des Meeresspiegels um vier Zentimeter verursachen. Dabei ist der gegenwärtige Status alarmierend genug. Aufgrund grönlandweiter Forschungen führen die Forscherinnen und Forscher etwa ein Drittel des heutigen Anstiegs des Meeresspiegels auf die Schmelze von Eiskappen und Eisschilden zurück.

 

06.04.17


in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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