Zum Wissenschaftsjahr 2018
Hai- und Rochenarten in deutschen Meeren stark gefährdet

Hai- und Rochenarten in deutschen Meeren stark gefährdet

Forscher: Lage für Haie und Rochen in Nordsee und Ostsee besorgniserregend

Fischerei, Lebensraumzerstörung und Klimawandel sind die Ursachen

Nur eine der zehn in der deutschen Nord- und Ostsee heimischen Hai- und Rochenarten ist nicht vom Aussterben bedroht. Dies ergab eine Studie zur Lage dieser Knorpelfische, die Wissenschaftler der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) durchführten. Als Hauptgrund für die Gefährdungssituation nannten die Forscher die Fischerei, durch den Menschen verursachte Lebensraumveränderungen, Schadstoffe und den Einfluss des Klimawandels. Sie empfehlen deshalb besondere Schutzmaßnahmen für die Tiere, zum Beispiel Meeresschutzgebiete.

„"Es ist besorgniserregend, dass der Kleingefleckte Katzenhai derzeit die einzige ungefährdete Knorpelfischart in den deutschen Meeresgebieten der Nord- und Ostsee ist“, erklärte Ralf Thiel vom Centrum für Naturkunde der Hamburger Universität, einer der Autoren der Studie. Der Gewöhnliche Stechrochen und der Glattrochen sind in hiesigen Gewässern ausgestorben beziehungsweise verschollen. Nagelrochen und Dornhai sind vom Aussterben bedroht, Hundshai und Sternrochen gefährdet. Kuckucks- und Fleckrochen gelten als extrem selten. Zum Weißgefleckten Glatthai lagen nicht genügend Daten vor.

Zu den Knorpelfischen gehören alle Haie und Rochen sowie Chimären (Seekatzen). Weltweit gibt es 509 Hai-, 630 Rochen- und 49 Chimärenarten, nur sehr wenige von ihnen unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen oder regionalen Meeresschutzübereinkommen. Die in Nord- und Ostsee heimischen Arten leben vielfach bodennah, vor allem die Rochen. Sie ernähren sich von am Meeresgrund versteckt lebenden Weichtieren, Würmern, Krebstieren und Fischen. Daher reagieren sie besonders empfindlich auf intensive Fischerei und eine Zerstörung des Meeresbodens mitsamt seinen Lebensgemeinschaften.

Die Hamburger Studie ist die erste überhaupt zu Vorkommen und Gefährdung von Haien, Rochen und Chimären in der deutschen Nord- und Ostsee. Die Forscher analysierten mehr als 27.500 Nachweise von 19 Knorpelfischarten: die der zehn oben genannten sowie die von neun Arten, die nur unregelmäßig in hiesigen Gewässern vorkommen. Dabei handelt es sich um eine Chimärenart, drei Rochen- und fünf Haiarten, darunter die Riesenhaie, die 2015 und 2016 in der Nähe des Sylter Außenriffs gesichtet wurden.

25.04.2017

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