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Retter in der Not oder Tod? Stickstoff spielt Doppelrolle für Korallen

Retter in der Not oder Tod? Stickstoff spielt Doppelrolle für Korallen

Welche Auswirkungen haben stickstoff-fixierende Bakterien auf die Korallenbleiche?

Forscherteam der Universität Bremen untersucht Korallenbleiche

Veränderungen im Nährstoffhaushalt wirken sich auf das ökologische Gleichwicht tropischer Korallenriffe aus. Das beruht nicht immer nur auf Störfaktoren von außen. So können auch die natürlichen Mitbewohner eines Riffs zur Korallenbleiche beitragen. Stickstoff-fixierende Bakterien zählen zu den Überlebenshelfern der Korallen. Sie geraten aber mitunter außer Kontrolle. Das geschieht selbst ohne Ozeanerwärmung. So lautet das Ergebnis einer neuen Studie, die ein internationales Forscherteam am Roten Meer durchgeführt hat.

Die Korallenriffe mit ihrer großen Artenvielfalt fungieren als natürliche Wellenbrecher. Sie binden Kohlendioxid aus dem Meerwasser. Womit zwei wichtige Funktionen genannt wären. Die Riffe sind jedoch ihrer Artenvielfalt und ihrem Fortbestand bedroht. Korallen siedeln mit bestimmten Mikroalgen, die die Korallen mit Nährstoffen versorgen und auch für deren Färbung verantwortlich sind. Wenn diese Algen verschwinden, bleichen die Korallen aus und sterben ab.

Bisher war die Korallenbleiche vor allem im Zusammenhang mit der Meereserwärmung beschrieben worden. Warmwasser-Korallen sind Nesseltiere, die nur einen sehr engen Temperaturbereich von 23 bis 30 Grad tolerieren. Übersteigt die Wassertemperatur diesen Wohlfühlbereich, verlassen die Algen die Riffe und die Korallen verlieren einen Großteil ihrer Färbung. Wenn die Bleiche zu lange andauert, kann dies zum Tod der Korallen führen. In den vergangenen Jahrzehnten kam es aufgrund der ansteigenden Meerestemperaturen immer wieder zu ausgedehnten Bleichen mit anschließendem Massensterben.

Die Ozeanerwärmung zählt zu den globalen Stressfaktoren, die Korallenbleiche auslösen. Die Experimente in den Laborwasseranlagen der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien kommen zu ergänzenden Ergebnissen. Unter der Leitung von Christian Wild, Professor für Marine Ökologie an der Universität Bremen, und Professor Christian Voolstra (KAUST) entstand eine Studie, die jüngst in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ publiziert wurde. Diese hat gezeigt, dass unter besonderen Bedingungen vor allem Stickstoff-Verbindungen die Gesundheit der Koralle überstrapazieren. Durch das „Füttern“ der Stickstoff-Fixierer haben die Wissenschaftler demonstriert, dass die Korallenbleiche völlig unabhängig von der Wassertemperatur ausgelöst werden kann.

Das überrascht. Denn bisher galt die flächendeckende Erkenntnis, dass Bakterien den oftmals raren Stickstoff für die Korallen fixieren, sodass diese mit weiterer Hilfe von Mikroalgen das ganze Jahr hindurch wachsen können.

Inwieweit der nun beobachtete Effekt außerhalb der Laborbedingungen zu beobachten ist, müssen weitere Forschungen zeigen. Die Studie macht aber deutlich, wie unterschiedlich sich das Zusammenspiel globaler und lokaler Stressfaktoren gestalten kann.

27.04.2017

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