Zum Wissenschaftsjahr 2018
Dornenkronenseesterne finden ein Korallenriff über ihre Augen

Dornenkronenseesterne finden ein Korallenriff über ihre Augen

Mit ihren Armen können Seesterne rundum sehen.

Dornenkronenseesterne finden ein Korallenriff über ihre Augen

Korallenfressende Seesterne befallen das Great Barrier Reef und bedrohen Australiens Wahrzeichen‘. Weltweit berichten Medien, dass Dornenkronenseesterne eine Gefahr für indopazifische Korallenriffe darstellen.

Wie ein Forscherteam der Universität Bayreuth jetzt herausgefunden hat, finden die Seesterne ihre Futterplätze über ihre räumliche Orientierung. Bisher ging man davon aus, dass sie mit ihrem Geruchssinn navigieren. Die Erkenntnisse könnten langfristig mit dazu beitragen, die Seesternplage einzudämmen.

Ein ausgewachsenes Exemplar der Dornenkronenseesterne misst bis zu 40 Zentimetern und kann täglich eine esstellergroße Fläche an Korallen verspeisen. Obwohl dieses Tier zu den meistuntersuchten Organismen im Meer zählt, blieben seine Sinnesleistungen bislang im Dunkeln. Lange herrschte die Auffassung, dass die Seesterne chemische Stoffe, die von Korallen abgegeben werden, wahrnehmen und ihre Nahrungsgründe so gezielt aufsuchen. Wozu die Tiere ihre komplexen Augen benutzen, blieb bisher ungeklärt. Ein eindeutig durch den Sehsinn gesteuertes Verhalten konnte bisher jedenfalls nicht ausgemacht werden.

Um die Sinnesleistungen des Dornenkronenseesterns besser zu verstehen, haben Wissenschaftler um Professor Christian Laforsch von der Universität Bayreuth die Augen analysiert. An der Spitze jeder seiner bis zu 21 Arme befindet sich ein kleines Komplexauge. Dieses besteht, ähnlich einem Insektenauge, aus zahlreichen Einzelaugen. Die Augen des Dornenkronenseesterns, so berechneten die Forscher, haben ein sehr geringes räumliches Auflösungsvermögen. Der Seestern kann damit lediglich ein 1 Meter großes Objekt aus fünf Metern Entfernung gerade noch erkennen. Das bunte Korallenriff erscheint ihm als dunkler Schatten. Aber diese Sehkraft reicht offenbar, um Nahrung und Verstecke zu finden. Die große Anzahl an augenbewehrten Armen ermöglicht dem Seestern zudem einen kompletten Rundumblick, so dass er seine gesamte Umwelt zeitgleich wahrnehmen kann.

Im Feldversuch setzten die Wissenschaftler sehende und blinde Dornenkronenseesterne in verschiedenen Entfernungen vor einem Korallenblock aus. Den blinden Tieren wurden die Augen, die wie die Arme nachwachsen können, vorher unter Betäubung chirurgisch entfernt. Unerwarteter Weise fanden lediglich sehende Tiere das Riff, die blinden folgten meist der vorherrschenden Strömung in die entgegengesetzte Richtung. Für die Forscher ein klares Zeichen: Dornenkronenseesterne benutzen ihre Augen und nicht ihren Geruchssinn, um ein Riff zu finden.

Die Erkenntnisse der Studie, jüngst in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ erschienen, helfen zu verstehen, wie sich Dornenkronenseesterne gezielt über weite Gebiete ausbreiten. Die Forscher zielen darauf ab, dem Massenvorkommen der Seesternart entgegenzuwirken. Das braucht es auch. Denn momentan wird der Seesternbefall lokal von Taucherpatrouillen bekämpft, die den einzelnen Tieren zunächst Gift injizieren. Diese Maßnahmen sind jedoch nur örtlich begrenzt wirksam und lösen nicht das großflächige Problem in den indopazifischen Korallenriffen.

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

Mehr zum Themenfeld: