Zum Wissenschaftsjahr 2018
Mögliche Methan-Quelle im Meer: Minikrebse im Visier

Mögliche Methan-Quelle im Meer: Minikrebse im Visier

Forscherteam sucht Ursache für Methan-Konzentration in Gewässern

Mögliche Methan-Quelle im Meer: Minikrebse im Visier

Rinder und Schafe produzieren im Zuge ihrer Verdauung das Treibhausgas Methan und können damit die Klimaentwicklung beeinflussen. Aber spielen hier auch Minikrebse eine Rolle? Ein Forscherteam sucht derzeit eine Antwort auf diese Frage. Dazu sind die Wissenschaftler zu einer Expedition in die zentrale Ostsee gestartet, wo die sogenannten Zooplanktonkrebse stellenweise weit verbreitet sind.

Ausgangspunkt der Forschungsfrage ist die „ozeanische Methan-Paradoxie“. Dieses wissenschaftliche Rätsel konnte bisher nicht gelöst werden: Methan könne zwar im Sediment sauerstofffreier Zonen am Meeresgrund gebildet werden, gelange von dort jedoch aufgrund verschiedener physikalischer und biologischer Prozesse meist nicht in großen Mengen an die Wasseroberfläche und von da aus in die Atmosphäre, erklärt der Geologe Oliver Schmale vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Unter seiner Leitung findet die am 6. August gestartete Expedition statt. „Bei früheren Forschungsfahrten in der Ostsee haben wir aber auffällig hohe Methan-Konzentrationen in vergleichsweise flachem, sauerstoffreichem Wasser entdeckt.“

Ebendort, wo die ungewöhnlichen Konzentrationen gemessen wurden, fanden sich auch sehr hohe Zooplankton-Dichten, vor allem der für die Ostsee typische aber auch in anderen Meeren weitverbreitete Ruderfußkrebs Temora longicornis. „Frühere Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Art Methan ausscheidet und die Menge davon abhängt, was sie vorher gefressen hat“, erläutert die IOW-Zooplankton-Expertin Natalie Loick-Wilde. „Nun wollen wir herausfinden, ob wir hier – zumindest für die Ostsee – einen Urheber für die Methan-Paradoxie gefunden haben.“

Während der knapp dreiwöchigen Fahrt mit dem Forschungsschiff „Alkor“ werden insgesamt 11 Stationen angelaufen und dabei ständig Messungen sowie zahlreiche Experimente an Bord durchgeführt. Unter anderem wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob es neben Temora longicornis noch weitere Arten gibt, die Methan ausscheiden, und inwieweit die produzierte Methan-Menge von der Art der Algennahrung beeinflusst wird, die das Zooplankton gefressen hat. „Methan kommt zwar nur in Spuren in der Atmosphäre vor, ist als Klimagas aber 25 Mal wirksamer als CO2. Deswegen ist es ungeheuer wichtig, Methan-Quellen zu identifizieren und möglichst genau zu verstehen, wie viel unter welchen Bedingungen gebildet wird und was davon in die Atmosphäre gelangt“, betont Schmale. Am 25. August soll die „Alkor“ dann wieder in Warnemünde einlaufen.

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