Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ozeanversauerung bedroht Dorsch-Nachwuchs im Atlantik

Ozeanversauerung bedroht Dorsch-Nachwuchs im Atlantik

Forschergruppe unter Leitung des GEOMAR weist erstmals erhöhte Sterblichkeit für Larven nach.

Ozeanversauerung bedroht Dorsch-Nachwuchs im Atlantik

Dorsch in Gefahr: Die zunehmende Versauerung der Ozeane bedroht den beliebten Speisefisch, der als Folge von Überfischung ohnehin unter Druck steht. Wie eine aktuelle Studie ergab, könnte sie die Sterblichkeit frisch geschlüpfter Dorschlarven in der Westlichen Ostsee und der Barentssee verdoppeln. Würde dann trotzdem wie bisher gefischt, würden langfristig die Bestände zusammenbrechen.

Als eine der kommerziell wichtigsten Fischarten im Nordatlantik steht Dorsch (Gadus morhua) seit Jahrzehnten unter Druck. Schon mehrfach sind Bestände durch Überfischung zusammengebrochen. Ein internationales Wissenschafts-Team weist jetzt im Online-Fachmagazin PLoS ONE auf einen weiteren Stressfaktor hin: Ozeanversauerung. Löst sich zusätzliches Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre im Meer, wird das Wasser saurer – mit Negativ-Folgen für das Verhalten, das Wachstum und die Entwicklung von Fischlarven.

Das Wasser wird saurer, wenn sich immer mehr Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre im Meer löst. Das Forscherteam um Martina Stiasny vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel wies nun in zwei Experimenten nach: Unter erhöhten CO2-Konzentrationen waren die Sterblichkeitsraten von Dorschlarven in der kritischen Zeit zwischen dem Schlüpfen und der Ausbildung funktionaler Kiemen doppelt so hoch wie unter den derzeitigen Bedingungen. Dabei legten die Wissenschaftler einen Grad der Versauerung zugrunde, wie er gegen Ende des Jahrhunderts erreicht werden könnte. Die Versuche fanden in Schweden und in Norwegen statt; die befruchteten Eier und Larven der Dorsche stammten aus dem Öresund und der Barentssee.

„Obwohl diese Experimente in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, an verschiedenen Forschungsstationen, unter unterschiedlichen Bedingungen zum Beispiel in Bezug auf Futter oder Tankgrößen und mit zwei verschiedenen Beständen durchgeführt wurden, zeigen sie erstaunlich ähnliche Ergebnisse“, erklärte Stiasny. Modellrechnungen ergaben, dass als Folge der erhöhten Sterblichkeitsraten die Nachwuchsproduktion bei den Dorschen auf ein Viertel bis ein Zwölftel des bisherigen Wertes sinken könnte.

Um die Populationen zu schützen, müsse sich die Fischerei an die Ozeanversauerung anpassen, fordert Stiasny. „Ein Teil der Versauerung wird schon nicht mehr aufzuhalten sein. Aber je größer die Bestände sind und je verantwortlicher gefischt wird, desto mehr Nachwuchs wird es geben. Dies ermöglicht nicht nur langfristig mehr Fischerei, sondern auch eine bessere Anpassung der Bestände an Klimawandel und andere menschliche Einflüsse.

 

Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.


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