Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ozeanversauerung – marine Organismen passen sich an

Ozeanversauerung – marine Organismen passen sich an

Studie untersucht Auswirkungen der Kohlendioxid-Aufnahme am Meeresboden.

Ozeanversauerung – marine Organismen passen sich an

Seesterne schweben zu Boden, Krebse flitzen auf dem Meeresgrund, Muscheln leben im Sediment. Kalkbildende Organismen am Meeresboden spielen im Ökosystem Ozean eine wichtige Rolle in der Nahrungskette anderer Organismen. Außerdem speichern sie Kohlenstoff. Bereits heute nimmt der Ozean rund ein Viertel des vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Ausstoßes (CO2) aus der Atmosphäre auf – mit Folgen für die chemische Zusammensetzung des Meerwassers und die Lebenswelt vieler mariner Organismen.

Höher, wärmer, saurer. So beschreibt die Meeresforschung die aktuelle Entwicklung der Meere. Höher – der Meeresspiegel steigt an. Wärmer – die globale Erwärmung heizt auch die Ozeane auf. Und saurer? Löst sich Kohlendioxid im Meer, verändern sich die chemischen Parameter. Der pH-Wert sinkt und das Wasser wird saurer. Die Ozeanversauerung zählt zu den wichtigen Forschungsfeldern, wenn es um die Auswirkungen des CO2-Ausstoßes auf kalkbildende Organismen und deren Lebensraum geht. Viele Organismen nehmen Magnesium für den Bau ihrer Kalkskelette auf. Sie gelten dabei als besonders anfällig für die Auswirkungen von saurer werdendem Meerwasser, da sich Magnesium in dieser Umgebung im Gegensatz zu Kalzit oder Aragonit besonders schnell auflöst.

Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben gemeinsam mit Kollegen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie weiteren internationalen Partnern aus den USA, Neuseeland und Großbritannien die Auswirkungen der Ozeanversauerung am Meeresboden untersucht. In die Studie sind die Daten von mehr als 100 marinen Organismen, von der Küstenzone bis zur Tiefsee, von tropischen, gemäßigten und polaren Regionen eingeflossen. Die Analyse der chemischen Lebensbedingungen der Organismen ergab, dass bereits heute 24 Prozent der analysierten Arten in einer Umgebung leben, die sich ungünstig auf den Erhalt ihres Kalkskelettes auswirkt. Dieser Zustand wird Kalziumkarbonat (CaCO3)-Untersättigung genannt. „Das Ergebnis hat uns mehr als überrascht und ist für uns ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich viele marine Organismen sehr wohl im Laufe ihrer physiologischen und evolutionären Entwicklung an das saure Meerwasser anpassen und darin leben können“, ordnet der Erstautor der Studie Dr. Mario Lebrato vom Institut für Geowissenschaften an der CAU die Untersuchungsergebnisse ein.

Die Studie, die jüngst im Fachmagazin „Global Biogeochemical Cycles“ veröffentlicht wurde, lässt die Frage offen, wie sich die übrigen 76 Prozent der Organismen entwickeln werden. Welche Folgen treten ein, wenn die Ozeanversauerung auch ihre Lebensräume erfasst? Um hier eine Antwort zu finden, wollen die Forscher Schwellenwerte aus Zeiten untersuchen, als sich das Ozeanwasser entsprechend veränderte und die Organismen sich auch hier allmählich anpassen mussten.

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