Zum Wissenschaftsjahr 2018
Schutzgebiete sollen Anpassung an Klimawandel erleichtern

Schutzgebiete sollen Anpassung an Klimawandel erleichtern

Unterschiede zwischen „Hotspots“ und Zonen, die sich nur langsam verändern

Schutzgebiete sollen Anpassung an Klimawandel erleichtern

Schutzgebiete sollen helfen, den Klimawandel und seine Folgen für die Ozeane abzumildern.

Vor Hawaii ist gerade die weltgrößte marine Schutzzone geschaffen worden. In einer Studie hat nun ein internationales Wissenschaftlerteam Grundlagen geschaffen, um Entwicklungen in den Meeresökosystemen der Nordsee bei der Planung von Schutzgebieten berücksichtigen zu können. Die Studie hilft zu verstehen, wie Meeresökosysteme in Zeiten des Wandels funktionieren.

Alle Elemente der Nahrungsnetze vom Plankton bis hin zu Meeressäugern leiden unter dem Klimawandel und den Auswirkungen wirtschaftlicher Nutzung. Allerdings nicht alle gleich stark – und nicht flächendeckend gleich über die gesamte Nordsee. Die Studie zeigt in Simulationen, wie sich die Ökosysteme der Nordsee in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnten. Dabei betrachten die Forscher nicht nur die höheren Ebenen der Nahrungspyramide wie Fische oder marine Säuger, die häufig das Ziel von Schonmaßnahmen sind, sondern sie untersuchen auch die zukünftige Entwicklung ihrer Nahrungsressourcen bis hin zu den marinen Kleinlebewesen.

Mit diesem Wissen lassen sich Schutzgebiete im Meer in der Größe richtig zuschneiden und platzieren. Darauf verweisen Dr. Anne Sell und Dr. Friedemann Keyl vom Thünen-Institut für Seefischerei, die maßgeblich an der Studie beteiligt waren. Sie betonen die Dynamik des Wandels: „Gerade Fische haben einen großen Aktionsradius, der sich nicht an statischen Schutzgrenzen orientiert.“ Der Radius verändere sich zudem durch Nutzungen wie Offshore-Anlagen. „Aktuelle Planungen von Schutzgebieten in der Nordsee berücksichtigen diese langfristige Dynamik im Ökosystem nicht.“

Die Wissenschaftler identifizierten Zonen, die den stärksten Änderungen unterliegen werden („hotspots of change“). Diese Räume, beispielsweise die südliche Küste Norwegens und der Übergang von der Nordsee ins Skagerrak, reagieren am sensibelsten auf den Klimawandel. Es handelt es sich um sehr produktive Zonen, die vielen Arten eine neue Heimat im Nordostatlantik bieten werden. Dem stehen Zonen gegenüber, die sich auch unter dem Klimawandel nur langsam verändern und Ruhepole darstellen. Zu diesen zählt die Deutsche Bucht in der südlichen Nordsee. Um potenzielle Konflikte auszumachen, stellten die Forscher der räumlichen ökologischen Analyse die geplanten Nutzungen gegenüber – etwa den Bau von Windkraftanlagen oder die Einrichtung von Meeresschutzgebieten.

Die Autoren dieser Studie plädieren dafür, die Dynamik in der Veränderung der Meeresökosysteme in die Planung von Schutzgebieten einzubeziehen. Nur dann werde man der Rolle gerecht, die Gebiete besonders hoher Produktivität wie auch Gebiete besonderer Stabilität für die Anpassung und das Funktionieren der Ökosysteme spielen.


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