Seehunde haben eine innere Uhr
Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler vom Robben-Forschungszentrum der Universität Rostock. In dem einjährigen Experiment fanden sie heraus, dass ein Seehund auf die Millisekunde genau bestimmen kann, wie lange ein Ereignis dauert.
Dass Seehunde einen sehr feinen Geruchs-, Geschmacks- und Spürsinn haben, ist bereits aus früheren Studien bekannt. Nun konnten der Neuro- und Verhaltensbiologe Guido Dehnhardt und sein Team vom Marine Science Center Rostock nachweisen, dass sie auch in puncto Zeit einen sehr feinen Sinn besitzen. Wobei die Forschung nach dem Zeitgefühl keine klassische sinnesbiologische Untersuchung sei, erklären die Wissenschaftler. Denn im Gegensatz zum optischen Reiz sei Zeit kein Reiz.
In dem Experiment, über das sie im Fachmagazin „Animal Cognition“ berichten, wurde einem Seehund in einer Dunkelkammer unter immer gleichen Lichtverhältnissen ein weißer Kreis auf einem Bildschirm präsentiert. Der Kreis erschien in zwei Zeitintervallen: einem konstanten und einem längeren. Der Seehund, der für das Experiment seinen Kopf in einen Ring gelegt hatte, tippte bei dem konstanten Intervall an eine Kugel auf der linken Seite und bei einem längeren an eine Kugel auf der rechten Seite. „Er hat erstaunlich schnell gelernt, Zeitintervalle zu unterscheiden“, berichtet Tamara Heinrich, die mit dem Seehund gearbeitet hat. „Zeit spielt wahrscheinlich für Robben eine entscheidende Rolle, vor allen Dingen in einem Lebensraum, in dem es teilweise externe Reize nicht oder nur begrenzt gibt“, erklärt die Wissenschaftlerin Frederike Hanke vom Marine Science Center Rostock. Auf der Suche nach Futter oder zur Orientierung im offenen Meer helfe ihnen ihr Zeitgefühl einzuschätzen, wie lange sie unterwegs sind oder welche Strecke sie in welcher Zeit zurückgelegt haben.
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