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Tropische Feuchtgebiete speichern Kohlenstoff wie Meere und Ozeane

Tropische Feuchtgebiete speichern Kohlenstoff wie Meere und Ozeane

Studie zeigt die Bedeutung von tropischen Flusssystemen für unser Klima

Tropische Feuchtgebiete speichern Kohlenstoff wie Meere und Ozeane

Feuchtgebiete in tropischen Flusssystemen sind offenbar genau wie Meere und Ozeane ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Trocknen sie aus, so setzen sie das gespeicherte Kohlendioxid (CO2) wieder frei. Zu diesem Ergebnis kamen der Geochemiker Enno Schefuß und sein Team vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM).

Die Wissenschaftler untersuchten mit einer neuen Radiokarbonmethode einen vierzehn Jahre alten Bohrkern aus den Sedimentablagerungen vor der Mündung des Kongos und waren überrascht: Sie fanden darin bis zu 3000 Jahre altes organisches Material, wie spezifische chemische Pflanzenbestandteile und mikroskopisch kleine Holzstückchen. „Diese Tatsache ändert unsere Sichtweise des Kohlenstoffkreislaufs“, so Schefuß.

Bislang ging man davon aus, dass sich in den Sedimenten vor Flussmündungen kein altes Pflanzenmaterial ablagern würde. Schließlich nehmen Pflanzen in den feuchtwarmen Bedingungen der Tropen zwar viel CO2 auf, geben aber auch einiges an Kohlendioxid wieder ab, da sich organisches Material hier durch mikrobielle Aktivitäten schnell zersetzt und entsprechend umgewandelt wird.

Gemeinsam mit seinem Team fand Schefuß heraus, woher das alte Pflanzenmaterial stammte: In der Mitte des Kongo liegt ein Sumpfgebiet, etwa so groß wie die Schweiz, das dauerhaft von Wasser bedeckt ist. „Das Gebiet war bis vor kurzem relativ unbekannt, da es unter dichtem Wald verborgen ist. Alles, was an organischem Material in den Sumpf hineingeht, bleibt unter den sauerstofffreien Bedingungen weitgehend erhalten“, erklärt der Geochemiker seine Entdeckung, die jüngst auch im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlicht wurde.

Das Sumpfgebiet war früher vermutlich deutlich größer. Beim Austrocknen wurde das nun in dem alten Bohrkern gefundene organische Material freigesetzt. Es zeige, dass durch die Austrocknung große Mengen CO2 in die Atmosphäre gelangen würden und man bei zukünftigen CO2-Modellen die tropischen Feuchtgebiete stärker berücksichtigen müsse.

Die Analyse derartiger Bohrkerne ermögliche somit, mehr über das Klima der Vergangenheit zu erfahren. „Dort, wo es trocken wurde, wurde das Material wegtransportiert. In den verbleibenden Sumpfgebieten wird das Material weiter konserviert“, erklärt der Wissenschaftler. „Lediglich vor den Flussmündungen, wo das freigesetzte stabile organische Material letztendlich abgelagert wird, sind diese Prozesse zu sehen.“ So geben die mit dieser Methode sichtbaren Klimaänderungen der Vergangenheit Aufschluss über die möglichen Folgen des jetzigen Klimawandels für die Zukunft. Ebenso seien auch Sedimentkerne vom Meeresboden laut Schefuß als sogenannte Klimaarchive bedeutsam, die es so an Land nicht gebe.


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