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Riesige Kraterlandschaft vor Helgoland entdeckt

Riesige Kraterlandschaft vor Helgoland entdeckt

Ausgetretenes Methan ist vermutlich der Grund dafür

Vertiefungen zeugen von Methanaustritten innerhalb kurzer Zeit

Im Gebiet des Riffs vor der Nordseeinsel Helgoland sind binnen weniger Monate Tausende Krater auf dem Grund entstanden. Sie sind jeweils etwa so groß wie ein Tennisplatz und erstrecken sich über eine Fläche von 915 Quadratkilometern.

Forscherinnen und Forscher entdeckten pro Quadratkilometer bis zu 1200 Krater. Verantwortlich dafür ist vermutlich Methan, das aus dem Meeresboden entwichen ist und dann Sand aufgewirbelt hat. Es ist das erste Mal, dass ein solches sogenanntes Pockmarkfeld in der Deutschen Bucht gesichtet wurde.

Bis Juli 2015 war auf dem Meeresboden im Gebiet des Helgoland–Riffs, das 45 Kilometer nordwestlich der Insel liegt, nichts Derartiges zu finden. Als die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann die Gegend im November 2015 erneut erkundeten, entdeckten sie die Vertiefungen. „Wir waren überrascht, als wir plötzlich eine Kraterlandschaft gesehen haben, wo sonst nur ebene Sandfläche war“, sagt Knut Krämer vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, Erstautor der im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie. Weitere Ausfahrten zeigten dann, wie umfassend das Pockmarkfeld ist: mit 915 Quadratkilometern doppelt so groß wie das Land Bremen.

Pockmarks, wie die Krater von Expertinnen und Experten genannt werden, ist der englische Begriff für Pockennarben. Die Krater sind weltweit in Gewässern wie Seen, Flüssen, Flussmündungen, von Küstengewässern bis in die Tiefsee, zu finden. Sie entstehen in der Regel durch den Austritt von Flüssigkeiten oder Gasen aus dem Untergrund. In diesem Fall war es nach Ansicht der Forscher das Treibhausgas Methan. Auslöser für den Methanaustritt könnten heftige Stürme im November 2015 gewesen sein. Sie erzeugten Wellen von bis zu sieben Meter Höhe, die starke Druckschwankungen am Meeresgrund verursachten. Diese wirkten wie eine Pumpe auf das dort gespeicherte Gas. Schließlich gab die Sedimentdecke nach, und das Methangas konnte entweichen.

Wie viel Methan ausgetreten ist, können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur schätzen. Sie gehen von mindestens 5000 Tonnen aus. Das entspricht etwa zwei Dritteln des bisher angenommenen jährlichen Methan–Ausstoßes der gesamten Nordsee, wie Krämer berichtet. Verglichen mit den antropogenen, also von Menschen verursachten Methanemissionen ist der Beitrag des entdeckten Pockmarkfeldes jedoch gering: Er macht den Forschern zufolge nur rund 0,5 Prozent des jährlichen antropogenen Methanausstoßes Deutschlands aus. Allerdings gehen sie davon aus, dass dieser Methanaustritt in der deutschen Nordsee keine Ausnahme war und das Phänomen bislang übersehen wurde.


15.08.2017

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