Zum Wissenschaftsjahr 2018
Der Schweinswal ist ein Nimmersatt

Der Schweinswal ist ein Nimmersatt

Der ständige Energiebedarf macht diese Säuger jedoch besonders anfällig gegenüber ökologischen Störungen.

Der Schweinswal ist ein Nimmersatt

Hoher Futterbedarf macht die Meeressäuger anfällig für Störungen Nur eine einzige Walart tummelt sich regelmäßig in deutschen Meeren. Die Rede ist vom Schweinswal. Für den Knirps unter den Walen, der etwa anderthalb Meter groß und durchschnittlich 50 Kilogramm schwer ist, wird es in Nordsee und Ostsee jedoch schnell zu kalt. Also jagt und frisst der Nimmersatt Tag und Nacht, um seinen Stoffwechsel auf Hochtouren zu halten. Der ständige Energiebedarf macht diese Säuger jedoch besonders anfällig gegenüber ökologischen Störungen.

Schweinswale orientieren sich im Wasser über die Echoortung. Dies machten sich Wissenschaftler aus Deutschland, Dänemark und Schottland für eine Studie zunutze. „Der Trick war, den Echolotschall abzuhören, den die Schweinswale nutzen, um ihre Umgebung zu erfassen. Die Tiere erzeugen etwa hundert Klicks pro Sekunde, wenn sie sich ihrer Beute nähern“, erklärt Mark Johnson, Forscher an der Universität St. Andrews in Schottland. Johnson entwarf für die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Current Biology“ veröffentlichten Studie Sender mit Saugnäpfen, mit denen die Meeressäuger dann ausgestattet wurden. Die Untersuchung beleuchtet aber nicht nur das Jagdverhalten der Wale. „Der reflektierte Schall gibt uns unglaublich genaue Informationen darüber, was die Beutetiere machen“, führt Johnson weiter aus.

Der bisherige Kenntnisstand, dass Schweinswale unregelmäßig fressen, passte nicht recht zu den vielen kleinen Fischen, die in den Mägen gestrandeter Vertreter aus der Familie der kleinen Zahnwale gefunden wurden. Die Forscher konnten jetzt belegen, dass Schweinswale rund um die Uhr kleine Fische mit weniger als fünf Zentimetern Länge jagen und bis zu 3.000 Fische am Tag fangen. Das entspricht einer Erfolgsrate von über 90 Prozent. Damit zählen diese Säugetiere zu den erfolgreichsten bekannten Raubtieren. Das Jagen in der freien Wildbahn zu studieren, sei zudem wichtig für unser ökologisches Verständnis, ergänzt Danuta Wisniewska, Wissenschaftlerin an der Universität Århus in Dänemark.

Schweinswale verfügen nicht über die Masse anderer Wale und verbrennen von daher in ihrem kalten Lebensraum sehr viel Energie. Im Durchschnitt ist ihre Stoffwechselrate zwei- bis dreimal höher als bei gleichgroßen landlebenden Säugetieren. Würden sie nicht so viel fressen, könnten sie in ihrem Umfeld nicht überleben. Alles, was ihren Futternachschub stört, kann somit aber auch ihr Überleben ernsthaft gefährden. „Selbst ein geringes Maß an anthropogenen Störungen in den vielgenutzten Flachwassergebieten, die sie mit dem Menschen teilen, können für sie schwerwiegende Folgen haben“, erklären die Forscher. Ihre Studie verdeutlicht, welchen Einfluss dichter Schiffsverkehr, Ölförderung sowie eine steigende Zahl von Windkraftanlagen und Gezeitenturbinen in den europäischen Gewässern auf die Schweinswal-Populationen haben können. Dass Schweinswale auch immer wieder als Beifang in Fischernetzen landen, ist somit nicht ihre einzige Bedrohung.


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