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Bärtierchen sind Experten beim Liebesspiel

Bärtierchen sind Experten beim Liebesspiel

Studie über das Fortpflanzungsverhalten von Bärtierchen

Sex der Überlebenskünstler dauert bis zu einer Stunde

Bärtierchen leben im Meer, im Süßwasser, in Feuchtgebieten an Land – und sind Meister beim Liebesspiel. Vor allem das komplexe Vorspiel bei den meist weniger als einen Millimeter großen Lebewesen hat ein Wissenschaftlerteam überrascht, das die Fortpflanzung der Achtbeiner jetzt erstmals auf Video festhalten konnte: „Die Partner stimulieren sich wechselseitig: Das Männchen legt sich um den Kopf des Weibchens und hält sich dort mit seinem ersten Beinpaar fest und das Weibchen stupst ihren Partner so lange leicht mit ihren stilettartigen Mundwerkzeugen an, bis dieser seinen Samen ejakuliert“, berichtet Jana Bingemer von der Universität Stuttgart, Erstautorin der Studie, die im Fachblatt „Zoological Journal of the Linnean Society“ erschien.

Ihren Namen tragen die Bärtierchen wegen ihrer tapsigen Fortbewegungsweise. Dank ihrer Fähigkeit, sich zeitweise in einen todesähnlichen Zustand (Kryptobiose) zu versetzen, können sie auch unter schwierigen Umweltbedingungen wie längeren Trockenzeiten oder Kälteperioden überleben. Über ihr Fortpflanzungsverhalten war bisher allerdings wenig bekannt. Das hat sich mit der Studie von Bingemer und ihren Koautoren nun geändert, die über 30 Bärtierchen-Paare der Art Isohypsibius dastychi bei der Fortpflanzung beobachteten und filmten.

Bis zu einer Stunde kann die Paarung dauern, entdeckten die Wissenschaftler. Das Vorspiel wiederholt sich mehrere Male. Währenddessen legt das Weibchen seine Eier in seinem Häutungshemd ab und steigt zuletzt aus der alten Haut. Die Befruchtung findet dann außerhalb der Bärtierchenkörper im Häutungshemd statt. Taucht zum richtigen Zeitpunkt kein Männchen auf, häutet sich das Weibchen, ohne die Eier abzulegen. Die Eier verbleiben dann im Körper.

Nichtpaarungsbereite Weibchen werden von den männlichen Bärtierchen ignoriert. „Die aktuelle Studie zeigt uns, dass sich die Bärtierchen auch in ihrem Fortpflanzungsverhalten extrem effektiv verhalten – Energie wird nur aufgewandt, wenn es sich auch lohnt“, erklärt Koautorin Karin Hohberg, Bodenzoologin am Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz.


13.12.2016

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