Zum Wissenschaftsjahr 2018
Meereis der Antarktis wächst – Rest der Polkappe schwindet

Meereis der Antarktis wächst – Rest der Polkappe schwindet

Durch Veränderung des Klimas droht weltweit Hochwasser

Studie klärt scheinbares Paradoxon des Klimawandels

Wissenschaftler wissen es seit Jahrzehnten. Selbst kleine Klima-Veränderungen können sich erheblich auf das massive Antarktis-Eisschild auswirken. Schmilzt die südliche Polkappe weiter, droht weltweit Hochwasser. Es funktioniert gleichwohl auch umgekehrt. Obwohl es in diesen Breiten wärmer wird, hat sich das Meereis dort ausgebreitet. Ein Forscherteam hat jetzt Sedimente aus den vergangenen 8.000 Jahren untersucht. Die Ergebnisse brachten das Team auf die Spur eines nur scheinbaren Paradoxons.

Es gilt zwei Arten von Antarktis-Eis zu unterscheiden. Das Meereis schwimmt auf dem Meer. Schmilzt es, bleibt das fast ohne Folgen für den Meeresspiegel. Das Landeis hingegen thront wie ein riesiger Gletscher auf dem Kontinent. Hier lagern etwa 60 Prozent des Süßwassers der Erde. Wenn dieser verschwände, würde der Meeresspiegel um mehr als 50 Meter anschwellen. „In praktisch allen Klimamodellen ist das antarktische Eisschild eine konstante Einheit - das war uns schon früh klar“, erklärt Pepijn Bakker von MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Das Schild sei aber kein bewegungsloser statischer Eishaufen. Die Hypothese des Forscherteams war, dass Klimamodellierer einem zentralen Element des gesamten Klimasystems zu wenig Einfluss beimessen - dem Ozean und seinem Umfeld. Dieses Element kann sich auf alle Teile des Systems auswirken.

Bei ihrer Analyse der Sedimente aus den vergangenen 8.000 Jahren fanden die Forscher heraus, dass sich in einigen Jahrhunderten mehr Eisberge vom Eisschild getrennt haben als in anderen. Die Studie, kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht, rückt das flottierende Meereis in den Fokus. Die Ergebnisse zeigen, dass der antarktische Eispanzer zahlreiche Schwankungsimpulse durchlaufen hat. Dieses dynamische Verhalten sei natürlichen Schwankungen im tieferen Teil des Ozeans, neben dem antarktischen Eisschild, geschuldet. Steigende Temperaturen bringen hier das Meereis zum Schmelzen. Damit nimmt auch die Zahl der kalbenden Eisberge zu und verursacht den Zufluss von frischem Wasser in den Ozean.

„Das kalte, frische Wasser vermindert den Salzgehalt und verringert die Oberflächentemperatur. Dadurch bilden sich Wasserschichten. Das Wasser friert leichter und bildet so zusätzliches Meereis – trotz der wärmeren Temperaturen, die hunderte Meter unter der Oberfläche liegen.“ erklärt Peter Clark, Paläoklimatologe der Oregon State University. Im Umkehrschluss erklärt sich dann die fortschreitende Schmelze des grönländischen Eisschildes, da dieser fast nur aus Landeis besteht.

„Ein Ergebnis der Studie ist, dass das antarktische Eisschild bereits sehr empfindlich reagiert, wenn sich die Ozeantemperaturen auch nur wenig verändert“, schlussfolgert der Erstautor Bakker. So erkläre sich auch, dass das Landeis schmelze, während sich Meereis ausbreite.

15.12.2016

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

Mehr zum Themenfeld: