Zum Wissenschaftsjahr 2018
„Ich esse nur Fische, die ich selbst gefangen habe.“

„Ich esse nur Fische, die ich selbst gefangen habe.“

Johannes Hritz holt Delikatessen aus dem Meer – nachhaltig und effektiv

„Meine Tochter freut sich schon auf frischen Heilbutt.“

Der Kapitän Johannes Hritz über den Wandel in der Fischerei Er mag nur Fisch, den er selbst aus dem Wasser geholt hat. Und mit seinem neuen Hochsee-Trawler gelingt Johannes Hritz der Fang normalerweise besonders gut. Aber manchmal hakt's.

Gut viertausend Kilometer nordwestlich von Rostock steht Johannes Hritz auf der Kommandobrücke des Hochseetrawlers Mark. Kraftvoll schiebt sich der senkrechte Bug des 90-Meter-Schiffs durch die Wellen vor Westgrönland. Im Kielwasser verschwinden armdicke Stahltrossen in der Tiefe, der Trawler geht gerade auf Schwarzen Heilbutt.

Mit einem Mal sirren die Trossen, das Schiff wird jäh gebremst. Sofort lässt Johannes Hritz die Maschine stoppen: 900 Meter unter der Wasseroberfläche hat sich das Schleppnetz am Grund verfangen – die Mark ist festgelaufen. Zwangspause.

Heute wird die Fischerei komplett überwacht

Während die Besatzung mit Hilfe der mannshohen Heckwinden das Netz freiholt, wird Kapitän Hritz gesprächig. Der 58-Jährige fährt seit 40 Jahren zur See, seit 1987 als Kapitän. Ein norwegischer Freund weckte in dem Rheinland-Pfälzer die Sehnsucht zum Meer. Er hängte seine Beamtenlaufbahn an den Nagel, heuerte an – und bereut es bis heute nicht. „Ich mag die Unabhängigkeit meines Jobs und den kurzen Arbeitsweg: Vom Bett bis zur Brücke laufe ich nur ein paar Minuten.“ Allerdings habe sich sein Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren stark verändert. „Zwar holen wir immer noch bei Wind und Wetter Fische aus dem Wasser, aber heute ist alles reguliert und komplett überwacht: das Schiff, der Fang und natürlich das Netz.“

Das liegt mittlerweile an Deck. 44 Meter breit und sieben Meter hoch ist die Öffnung dieses 88 Meter langen Maschentrichters. „Sehen Sie diese Gitter im Netz?“, fragt Hritz. „Das sind Grids, eingebaute Fluchtwege für die Fische, die zu klein sind oder nicht zu der Art gehören, die wir gerade fangen wollen.“ Die Beifang-Quote der Mark liegt bei nur etwa einem Prozent – ein Spitzenwert, mit dem der 2015 in Dienst gestellte Trawler neue Maßstäbe für die nachhaltige Fischerei der Zukunft setzt. Und für Effektivität, denn ungewollt Mitgefangenes raubt Platz im Netz – und an Bord: Nach der europäischen Fischereiverordnung muss auch Beifang im Hafen abgeliefert werden.

Drei Monate lang 24/7

Im Netz der Mark zappelt vor allem Schwarzer Heilbutt – also genau die Sorte, auf die es Hritz abgesehen hat. Das liegt zum einen an Form und Maschenweite des Fanggeräts, zum anderen daran, dass Schwarzer Heilbutt relativ standorttreu ist und sich wie jetzt zur Laich­zeit in Gruppen zusammenfindet. Mit ihrem Sonar kann die Mark solche Gruppen orten und „Quote abfischen“, wie Hritz sagt. Denn in Europa wird genau festgelegt, wer wo und wann welchen und wie viel Fisch fangen darf, um die Bestände nachhaltig zu bewirtschaften. Wer effektiver fischt, spart Zeit, Kraftstoff und Personal. „Vor ein paar Jahren hätten hier noch et­wa 80 Mann gearbeitet“, so der Kapitän. „Heute reichen 30.“

Als der Fang in den Kühlräumen der Mark verschwunden ist, lässt die Besatzung das Netz wieder in das gerade einmal drei Grad kalte Wasser; der nächste Fischzug beginnt. Sobald der Trawler sein Fanggebiet erreicht hat, wird rund um die Uhr gefischt, sieben Tage die Woche. Für Hritz bedeutet das: zwölf Stunden arbeiten, zwölf Stunden Pause, drei Monate am Stück, ohne Wochenenden, ohne Feiertage. Den Rest des Jahres verbringt er an Land – bei seiner Frau, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, und den drei Kindern. Die freuen sich schon auf Fangfrisches. Und Johannes Hritz hofft, dass er dieses Jahr rechtzeitig vor Weihnachten wieder in Rostock festmachen kann.

 

Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.

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