Zum Wissenschaftsjahr 2018
Die Geschichte des Nordpazifiks aufdecken

Die Geschichte des Nordpazifiks aufdecken

Was Forscher in einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet herausfinden möchten

Deutsche, russische und amerikanische Forscher auf Meeres-Expedition

Hochexplosive Vulkane sind keine Einzelgänger, sondern reihen sich zu Vulkanketten, die hunderte bis tausende Kilometer lang sein können.

Wie ein Hufeisen zieht sich ein großer Feuerring um den Pazifischen Ozean. Der nördliche Teil dieser Kette entlang der Halbinsel Kamtschatka und der Inselgruppe Aleuten gehört zu den vulkanisch sehr aktiven Regionen. Dieses Gebiet nimmt jetzt eine Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE ins Visier. An Bord sind Forscher aus Deutschland, Russland und den USA. Das Team wird unter Fahrtleitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel die bisher kaum erforschten Teile des Meeresbodens in dieser Region untersuchen.

Kamtschatka, im äußersten Osten Russlands, war zu Sowjetzeiten militärisches Sperrgebiet. 29 aktive Vulkane zeugen davon, dass sich hier die Pazifische Erdplatte unter die Nordamerikanische Platte schiebt. Welche Vorgänge dabei im Untergrund ablaufen, ist im Detail jedoch noch unbekannt. „Als die Theorie der Plattentektonik Mitte der 1960-er Jahre endlich weitgehend anerkannt war, herrschte der Kalte Krieg. Bis in die 1990-er Jahre waren die Gewässer zwischen den USA und der damaligen UdSSR für Forscher kaum zugänglich. Deshalb gibt es ausgerechnet in dieser hochinteressanten Region großen wissenschaftlichen Nachholbedarf“, erklärt Prof. Kaj Hoernle vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Die Expedition bezieht die Aleuten mit ein, deren Inseln wie Kamtschatka auf der Nordamerikanischen Platte liegen und ähnliche tektonische Bedingungen aufweisen.

Das Forschungsschiff wird zunächst in US-amerikanischen und internationalen Gewässern südlich des Aleutenbogens operieren, um dort dem Meeresboden Proben zu entnehmen. Danach geht es in russischen Gewässern weiter nach Norden bis zum Chukotka-Beringia-Kontinentalhang. Das Team vermutet, dass die Pazifische Platte einst an diesem Kontinentalhang, unter die kontinentale Nordamerikanische Platte abtauchte.

Möglicherweise bildete sich die südliche vulkanische Zone vor den Aleuten erst vor 50 Millionen Jahren. „Wenn das so ist, wollen wir wissen, warum. Das würde uns viel darüber verraten, wie die Erde generell funktioniert“, sagt Hoernle. Darüber hinaus soll der aktuelle untermeerische Vulkanismus nördlich der westlichen Aleuten inklusive der damit verbundenen Naturgefahren durchleuchtet werden.

Die aktuelle Expedition setzt frühere deutsch-russische Forschungskooperationen der 1990-Jahre in der Region fort. „Auch wenn die politische Großwetterlage derzeit wieder angespannter ist, ist es ein erfreuliches Zeichen, dass wir weiterhin gut mit den Kolleginnen und Kollegen in Russland zusammenarbeiten können und sogar ein trilaterales Projekt mit den USA möglich ist“, betont Prof. Hoernle, „schließlich leben wir alle auf diesem einen Planeten. Wir müssen ihn verstehen, wenn wir wissen wollen, wie und wo Rohstoffvorkommen entstehen oder wie wir uns besser vor Naturkatastrophen schützen können.“

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