Zum Wissenschaftsjahr 2018
Fischschwund an Korallenriffen

Fischschwund an Korallenriffen

Wie Fischerei in Korallenriffen nachhaltig gestaltet werden kann.

Hoffnungsschimmer für bedrohte Riffe: ZMT-Forscher Dr. Sebastian Ferse ist Mitautor von „Nature“-Studie

Korallenriffe ernähren Millionen von Menschen in den Tropen, doch viele dieser Riffe liefern nicht mehr die erwarteten Fischereierträge. Was beeinflusst den Fischreichtum in den Riffen? Dieser Frage ging ein internationales Team von 39 Wissenschaftlern an mehr als 2.500 Riffen in 46 Ländern nach und trug einen gewaltigen Datensatz zusammen. Die Ergebnisse der internationalen Studie könnten nun die Basis für neue Lösungen zum Schutz der Korallenriffe sein. Die Untersuchungen der Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Josh Cinner von der australischen James Cook Universität wurden in der renommierten Zeitschrift „Nature“ publiziert – rechtzeitig zum Start der weltgrößten internationalen Korallenriff-Konferenz ICRS (19.6. bis 24.6.) auf Hawaii. Einer der Mitautoren der Publikation ist Dr. Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen.

Unwirksames Fischereimanagement und guter Zugang zu den nächstgelegenen Märkten – dieses sind zunächst die wesentlichen Faktoren, welche zur Überfischung von Riffen führen. Dass einige Riffe unter diesen Bedingungen dennoch unerwartet hohe Fischressourcen haben können, zeigt die neue „Nature“-Studie.

Die Standorte mit mehr Fisch als erwartet zeichneten sich unter anderem dadurch aus, dass die Küstenbewohner in das Fischereimanagement eingebunden werden oder sich jahrhundertealte Fischereitraditionen mit Regeln und Tabus etabliert haben.

Positive Standorte fielen auch dadurch auf, dass die Menschen stark von marinen Ressourcen abhängig sind und es kaum alternative Einkommensquellen gibt – hier ist die Notwendigkeit zu einem nachhaltigen Umgang mit den Riffressourcen sehr groß.

Sebastian Ferse meint: „Diese Ausnahmestandorte liefern uns einen guten Ausgangspunkt, um zu untersuchen, wie es Küstengemeinschaften geschafft haben, ihre Riffe entgegen des globalen Trends in einem überraschend guten Zustand zu erhalten.“

Orte, an denen die Fischbiomasse deutlich niedriger war als erwartet, zeichneten sich hingegen durch Umweltbelastungen wie Stürme oder Korallenbleichen, insbesondere aber durch technologische Entwicklungen wie die Verbesserung von Fischerei-, Transport- und Kühltechnologie aus.

„Die klassischen technischen Maßnahmen des Fischereimanagements entpuppen sich also als Fallen, die zu Ressourcenübernutzung führen. Stattdessen sollten alternative Managementansätze in Betracht gezogen werden, welche die lokale Bevölkerung einbinden“, so Dr. Ferse. „Tropische Korallenriffe sind hochkomplexe Systeme, die sehr sensibel auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren. Jegliche Art von Schutz und Management muss auf einer genauen Analyse der lokalen Gegebenheiten basieren“.

„Wir glauben, dass unsere Ergebnisse Lösungen für das nachhaltige Management der Fischerei in Korallenriffen aufzeigen können“, erklärt Prof. Josh Cinner. „Wenn Menschen vor Ort beispielsweise Besitzrechte an den Riffen hätten, könnten sie selbst kreative Ansätze entwickeln, um einem zu erwartenden Fischschwund entgegenzuwirken.“

Die Studie wurde am 15. Juni 2016 in der international renommierten Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Der Artikel ist hier zu finden.

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