Zum Wissenschaftsjahr 2018
Künstliches Seegras als Wegbereiter für natürliche Seegraswiesen

Künstliches Seegras als Wegbereiter für natürliche Seegraswiesen

Können Wiesen hohe Wellen vermeiden?

Klimawandel erfordert Innovation bei Küstenschutz – neue Forschungsvorhaben

Der Anstieg des Meeresspiegels, stärkere Stürme, häufigere und höhere Sturmfluten: Der Klimawandel wird den Küstenschutz in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellen. Deshalb haben sich unter dem Dach des Forschungszentrums Küste (FZK) in Hannover Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Themas angenommen. Bei ihren Projekten geht es zum Beispiel um künstliches Seegras, um den Einfluss von Salzwiesen auf die Wellendämpfung oder um den Wellenüberlauf bei Sturmfluten.

Für letzteres Vorhaben nutzten die Forscherinnen und Forscher den Großen Wellenkanal des FZK und bauten das Modell eines Sandstrandes mit einer Ufermauer auf. Die künstlich erzeugten Wellen konnten die Wirkung des Seegangs auf die Mauer und den Strand sowie den Wellenüberlauf auf die Strandpromenade in Sturmflutsituationen zeigen. „Bisherige Formeln haben viel zu niedrige Überlaufmengen prognostiziert“, erläutert Stefan Schimmels vom FZK das Ergebnis des Versuchs.

Von dem Projekt zu künstlichem Seegras erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Möglichkeiten bei der Wiederansiedlung natürlicher Seegraswiesen. Seegras ist im Ökosystem wichtig, weil es Sedimente stabilisiert, große Mengen an Nährstoffen filtert und einer der effizientesten Kohlenstoffspeicher des Meeres ist. Das künstliche Seegras soll gute Anwuchsbedingungen für natürliches Seegras schaffen. „Der Clou ist, dass es sich anschließend wieder zersetzt und Raum für natürliches Seegras herstellt“, beschreibt Schimmels die Arbeit, an der Forscherinnen und Forscher der TU Braunschweig, der Leibniz Universität Hannover und der Hochschule Hannover beteiligt waren.

Einem Forschungsteam aus England, Deutschland und den Niederlanden gelang es nachzuweisen, dass selbst schmale Salzwiesen Wellenhöhen während einer Sturmflut um fast 20 Prozent reduzieren können. Dazu transportierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 200 Quadratmeter Salzwiese aus dem Wattenmeer zum Großen Wellenkanal.

Alle diese Versuche sind Teil des EU-Verbundprojekts „HYDRALAB+ Adaptation for Climate Change“, an dem das FZK maßgeblich beteiligt ist. Das FZK wird getragen von der Leibniz Universität und der TU Braunschweig, seine Infrastruktur wie der Großen Wellenkanal und das Multidirektionale Wellenströmungsbecken des Ludwig-Franzius-Instituts der Leibniz Universität stehen aber auch Wissenschaftlern anderer Einrichtungen offen.

10.01.2017

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