Zum Wissenschaftsjahr 2018
Mikroplastik in den Gewässern der Welt – ein grenzenloses Problem

Mikroplastik in den Gewässern der Welt – ein grenzenloses Problem

Was die Wissenschaft unternimmt

Wissenschaft will Analysen von Plastikresten standardisieren

Viele von uns kennen das Bild von weggeworfenen Plastiktüten und Joghurtbechern an Stränden und Seeufern. Sonne, Wind und Wellen verwittern und zerkleinern den Müll dann zu Mikroplastik. Das bloße Auge kann diesen im Wasser oder im Schlick nicht erkennen. Forscherinnen und Forschern ist das Problem jedoch gut bekannt. Entsprechend hat die Zahl wissenschaftlicher Studien zu dieser Thematik in den vergangenen Jahren rapide zugenommen. Meist fokussieren sich diese jedoch auf die Weltmeere und liefern nur punktuelle Daten aus einzelnen Regionen.

Allen Forschungsbemühungen zum Trotz ist unser Wissen über das Ausmaß der Plastikvermüllung somit erstaunlich gering: Wie viel Plastik schwimmt in den Weltmeeren? Woher kommt es? Wie verhält es sich in Meeren und Flüssen und was löst es in Tieren und Menschen aus? All diese Fragen müssen beantwortet werden, um das Problem wirksam bekämpfen zu können.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) weisen darauf hin, dass es hier vor allem an einer weltweit standardisierten Analytik fehle. Um Ozeane, Küsten, Flüsse und Binnenseen vergleichbar untersuchen zu können, müssen die analytischen Methoden  harmonisiert werden. Und die Forschergemeinschaft müsse zudem in die Lage versetzt werden, auch Plastikteile im unteren Mikrometerbereich zu erfassen. Nur so lasse sich abschätzen, ob und wie sich der Abfall auf die Organismen und Lebensräume in den Gewässern weltweit auswirkt.

In ihrem jüngst in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlichten Artikel erläutern Natalia Ivleva und ihre Kollegen von der TUM die gängigen Analyseverfahren und lassen keinen Zweifel daran, dass das Problem der Vermüllung weltweit virulent sei. Zwar variiere die Verschmutzung von Flüssen und Seen stark, sei aber im Prinzip genauso alarmierend wie der Müll im Meer. Vielfach erfassen die Meeresforscher die Phänomene noch mit bloßem Auge. Mikroplastik unter 0,5 Millimeter falle auf diese Weise durch das Raster. Dabei gebe es hier längst etablierte spektroskopische Verfahren, die auch Plastikteilchen im Nanobereich identifizieren.

Die Forschergruppe um Ivleva fordert daher eine weitreichende Harmonisierung der Mikroplastik-Analytik. Ihre Vorschläge zielen darauf ab, die Prozesse umfänglich zu standardisieren. Das würde dann von der Probennahme über die Prozessierung und Identifizierung bis hin zu der Quantifizierung von Mikroplastik-Teilchen aus Wasser und Sedimenten reichen. Daneben diskutieren die Autoren auch die Mikroplastikaufnahme in lebenden Organismen. Es sei notwendig, den Verbleib der potenziell gesundheitsschädlichen Zusatzstoffe wie Weichmacher, Füllstoffe und Flammschutzmittel im Gewebe weiter zu untersuchen.

12.01.2017

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