Zum Wissenschaftsjahr 2018
Versunkene Baumstämme sind Heimstätten für Lebewesen in der Tiefsee

Versunkene Baumstämme sind Heimstätten für Lebewesen in der Tiefsee

An gesunkenen Baumstämmen entstehen auf kleinem Raum artenreiche Gemeinschaften

„Wood Falls“ dienen als zeitlich begrenzter Lebensraum und als Nahrungsquelle

Nahrung ist knapp in der Tiefsee. Häppchen organischen Materials, die auf den Meeresboden sinken, können dort auf kleinem Raum artenreiche Gemeinschaften entstehen lassen. Solche „Food Falls“ können zum Beispiel Seetang, Holz oder Walkadaver sein. Bremer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben „Food Falls“ nun erforscht.

Auf den Meeresboden gesunkene Holzstämme bieten in der Tiefsee zahllosen Lebewesen eine Heimat. Um welche genau es sich handelt, ist unter anderem abhängig von der Region. Dies fand ein Forscherteam heraus, das Baumstämme an verschiedenen Stellen im Meer versenkte, von ihnen über drei Jahre hinweg Proben entnahm, die Stämme schließlich vom Meeresboden barg und untersuchte. Über ihre selbstgemachten „Food Falls“ berichteten sie nun in der Online-Fachzeitschrift „PLOS ONE“.

„Wir wählten einige Baumstämme, die nach Größe und Alter genormt waren, nahmen sie mit an Bord unseres Forschungsschiffs und platzierten sie an kalten Quellen im östlichen Mittelmeer und in der norwegischen Nordsee“, erklärt Petra Pop Ristova vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.

Die Stämme wurden rasch von ganz verschiedenen Organismen besiedelt. „Im östlichen Mittelmeer zum Beispiel folgten verschiedene Arten holzbohrender Muscheln aufeinander, während die Zahl der Spritzwürmer immer größer wurde“, erläutert die Wissenschaftlerin. Gleichzeitig veränderte sich auch die Bakteriengemeinschaft, der Anteil an Sulfatreduzierern und Sulfidoxidierern stieg.

Warum unterscheiden sich die Lebewesen, die sich ansiedelten, je nach Region? „Ob das an der unterschiedlichen Geographie oder an der unterschiedlichen Temperatur liegt, können wir noch nicht sicher sagen“, berichtet Pop Ristova.

Auch dies fanden die Forscher und Forscherinnen heraus: „Wood Falls“, also hölzerne „Food Falls“, beeinflussen auch den benachbarten Meeresboden – allerdings nur wenige Meter. Das kann bei anderen gesunkenen organischen Materialien ganz anders sein. „Der Einfluss eines abgesunkenen Wals beispielsweise reiche weit über den Kadaver hinaus und halte mehrere Jahrzehnte an“, sagt Koautorin Antje Boetius vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen. „Die Zellulose aus dem Holz ist viel schwerer abzubauen als die Fette und Eiweiße aus einem Tierkörper, nur wenige spezialisierte Organismen können das überhaupt.“

Doch auch wenn Holzstämme härter zu knabbern sind: Sie spielen für die Vielfalt der Bewohner von Tiefseequellen eine wichtige Rolle – und auch als Trittsteine. Denn die heißen oder kalten Quellen der Tiefsee liegen oft hunderte Kilometer auseinander, das ist ein weiter Weg für Bakterien oder Tierlarven. „Auf den Wood Falls herrschen gute Bedingungen für diese Organismen. Hier können sie bei ihrer Verbreitung quasi eine Zwischenlandung einlegen“, betont Pop Ristova.

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