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Ozeanversauerung bedroht Korallenriffe und Seesterne

Ozeanversauerung bedroht Korallenriffe und Seesterne

Ein Podcast widmet sich diesem Thema – jetzt reinhören!

Ozeanversauerung bedroht Korallenriffe und Seesterne

Seit Jahren produziert der Mensch immer mehr CO2, dadurch versauern Meere und Ozeane. Die Meeresforscher Professor Ulf Riebesell und Professor Thorsten Dittmar berichten im Podcast, welche Auswirkungen die Ozeanversauerung hat, und verraten die Farbe der Tiefsee.

Höher, wärmer, saurer. So beschreibt die Meeresforschung die aktuelle Entwicklung der Meere. Gemeint ist, dass der Meeresspiegel ansteigt, die globale Erwärmung auch die Ozeane aufheizt und dass der pH-Wert des Meerwassers sinkt. Genau wie die Erwärmung ist auch die Versauerung das Resultat von Kohlendioxid-Emissionen, erklärt Prof. Dr. Ulf Riebesell: „CO2 wird vom Ozean aufgenommen, dieses CO2 reagiert dann mit dem Meerwasser zu Kohlensäure und die Kohlensäure führt dazu, dass das Meerwasser ansäuert.“

 

Hier der ganze Podcast – hören Sie rein!

Ulf Riebesell ist biologischer Ozeanograf am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und koordiniert das Forschungsprojekt BIOACID. In dem Projekt erforschen Wissenschaftler von Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland im Auftrag des Bundesforschungsministeriums die Ozeanversauerung.

Die BIOACID-Forscher warnen davor, dass die Artenvielfalt im Meer abnimmt, wenn die Meere weiter versauern. Außerdem haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass kalkbildende Organismen wie Muscheln und Schnecken im saureren Wasser ihre Kalkschalen nicht mehr so gut bilden können. Und auch das Skelett von Korallen besteht aus Kalk. Korallenriffe bieten nicht nur eine große Artenvielfalt, die verloren geht, sondern bremsen auch die Wucht der anrollenden Wellen und wirken als natürlicher Küstenschutz.

Einen weiteren Aspekt der Ozeanversauerung erforscht Professor Thorsten Dittmar vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg: Er untersucht, ob die Ozeanversauerung einen Effekt auf die Moleküle im Meerwasser hat: gelöstes organisches Material. Eine amerikanische Fachzeitschrift bezeichnete Dittmars Forschungsgegenstand als „the tea of the sea“ – den Tee des Meeres. „Im gelösten organischen Material im Meer ist etwa so viel Kohlenstoff gespeichert, wie aktuell in der Atmosphäre als CO2 und mehr als in der gesamten Vegetation auf der Erde.“ Die unsichtbaren gelösten Moleküle werden im Meer von Mikroorganismen wie Bakterien und Plankton umgesetzt – quasi verdaut. Wie viel Kohlenstoff im Meer gespeichert ist, hängt also damit zusammen, wie viel gelöstes organisches Material die Mikroorganismen umsetzen.

Genau das haben Dittmar und seine Forscherkollegen in Experimenten im Meer unter die Lupe genommen: „Das waren zehn sehr große Experimente, von denen fünf angesäuert waren, sprich, den Kohlendioxidgehalt von in 100 Jahren gehabt haben, die anderen fünf waren Kontrollen.“ In den Versuchsreihen fand Thorsten Dittmar heraus, dass die Ozeanversauerung keinen Einfluss auf die Umsetzung von gelöstem organischen Material hat und sich dieser Kohlenstoffspeicher nicht verändert.

Trotzdem hält er Ozeanversauerung nicht für harmlos. Die Forscher warnen davor, dass Ozeanversauerung nicht alleine auf die Lebewesen im Meer einwirkt, sondern mit anderen Stressfaktoren wie Erwärmung, Sauerstoffarmut und Überfischung zusammenwirkt. Die Wissenschaftler sehen nur einen Ausweg: Wir Menschen müssen unsere CO2-Emissionen reduzieren. Nur so können wir eine unserer wichtigsten Ressourcen erhalten: Intakte Ozeane.


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