Zum Wissenschaftsjahr 2018

„Wasser war immer mein Ding“

Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Direktor des Leibniz-Institutes für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), über die Faszination seiner Profession.

Für seinen Berufswunsch hat der junge Ulrich Bathmann drei klare Vorgaben: Er will unter freiem Himmel nah an der Natur arbeiten, am liebsten mit anderen Menschen zusammen und er will intellektuell gefordert sein. Schon als Jugendlicher ist er gerne draußen unterwegs, liebt Wiesen und Wälder, aber noch mehr Wasser und Weite.

„Wasser war immer mein Ding“, sagt Professor Ulrich Bathmann (61), Direktor des Leibniz-Institutes für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Vorsitzender des Konsortiums Deutscher Meeresforschung (KDM). Zudem interessierte er sich früh für ökologische Fragen. Nach dem Abitur studierte er Biologie und Meereskunde in Kiel, gönnt sich einige Extra-Fächer, zum Beispiel Süßwasserkunde. Dennoch bleibt auch die Zeit, sich im AStA als Ökoreferent zu engagieren. Eine erste Forschungsfahrt auf der „Alkor“ begeistert ihn ebenso nachhaltig wie sein Lehrer Prof. Dr. Victor Smetacek. Dieser Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) inspiriert Ulrich Bathmann mit seinem Sinn für soziale und wissenschaftsphilosophische Aspekte der Meeresforschung.

Heute ist es Ulrich Bathmann, der den Wissenschaftsnachwuchs inspiriert. Was werden wir in den Weiten der Ozeane noch entdecken? Welche Bedeutung haben Schifffahrtsstraßen für unseren Wohlstand? Welche Auswirkungen hat der Meeresspiegelanstieg für unsere Küsten? Forschung liefert das Grundlagenwissen, um diese und weitere Fragen beantworten zu können. „Das werden allerdings keine einfachen Antworten sein“, sagt Professor Ulrich Bathmann. Forscherinnen und Forscher wie er wollen das System Meer begreifen, um die wissenschaftliche Grundlage für eine nachhaltige Nutzung der Meere und Ozeane bereitzustellen. Erst auf dieser Basis kann darüber diskutiert werden - und diese Diskussionen werden kaum mit einfachen Wahrheiten aufwarten können. „Es geht um Erwartungen, um Emotionen und um Wertmaßstäbe, die wiederum einem ständigen Prozess unterliegen“, betont der renommierte Forscher. „Wir Menschen müssen uns darauf verständigen, was wir dem Meer zumuten.“

Am „Hausmeer“ Ostsee lassen sich viele Prozesse studieren: Sauerstoffarmut oder die Rolle von Bakterien bei der Entgiftung. Ulrich Bathmann ist für eine ganzheitliche Betrachtungsweise: Küstenmeere berühren viele Gesellschaftsschichten und alle haben ihre Wünsche an das Meer: Touristen, Hoteliers und Nationalparkbetreiber, Küsteningenieure, Schifffahrtroutenplaner, das Militär, Fischer und Windparkbetreiber. Es liegt auf der Hand, dass kontrovers diskutiert wird: Wollen wir unsere Meere als Badewanne nutzen? Soll es Plastik und Munition für uns aufbewahren? Naturschutzgebiet sein oder Nahrungslieferant?

In mehr als 30 Expeditionen hat Ulrich Bathmann die Weltmeere erforscht. Ob er ein Lieblingsmeer hat? Er schmunzelt und schwärmt: „Jedes hat seine Besonderheiten. Der Nordatlantik vor Kanada ist fischreich und artenreich. Beim Nordatlantik vor der Arktis sind Klimaveränderungen sichtbar. Die langen Nächte in der Antarktis sind von einem ganz eigenen Zauber. Ich persönlich ziehe die kälteren den wärmeren Meeren vor. Und mein Herz schlägt natürlich für die Ostsee mit ihren Becken, ohne Gezeiten und mit klarem Wasser.“

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

Mehr zum Themenfeld: