Zum Wissenschaftsjahr 2018
DNA der Schiffsbohrmuschel entschlüsselt

DNA der Schiffsbohrmuschel entschlüsselt

Schiffsbohrmuschelarten werden anhand ihrer verschiedenen Kalkpaletten unterschieden

Weichtiere können sich bei idealen Lebensbedingungen stark ausbreiten

Sie sehen eher aus wie Würmer, sind aber Muscheln: Schiffsbohrmuscheln, die verborgen im Holz leben und sich davon ernähren. Der Wissenschaft geben die Weichtiere bis heute Rätsel auf. Bislang ist nicht einmal geklärt, wo sie ihren Ursprung haben. Schätzungsweise 70 Arten der Holz bohrenden Muschel haben sich mittlerweile fast weltweit verbreitet. In der südlichen Ostsee aber, das fand jetzt der Meeresbiologe Ronny Weigelt von der Universität Rostock heraus, gibt es bislang nur eine einzige Art.

Weigelt beschäftigt sich mit der Genetik der Schiffsbohrmuschel, und zwar speziell der Tiere, die in der Ostsee vorkommen. „Was die verschiedenen Schiffsbohrmuschelarten unterscheidet, sind ihre unterschiedlichen Kalkpaletten, mit denen sie das Bohrloch im Holz von innen verschließen können“, sagt er. Dort würden sie ihr gesamtes Leben verbringen, das etwa zwei bis drei Jahre andauere. Dieser Umstand macht es schwierig, die Arten auf herkömmliche Weise zu unterscheiden – mit Hilfe eines Vergleichs zum Beispiel von Gestalt oder Verhalten. „Als sicheres Bestimmungsmerkmal gelten nur die Kalkpaletten, die aber sehr zerbrechlich sind und leicht kaputt gehen. Daher muss man zu einer genetischen Artbestimmung übergehen“, erläutert Ulf Karsten vom Institut für Biowissenschaften der Rostocker Universität, der Weigelts Forschung betreut.

Dafür jedoch fehlten bislang die Werkzeuge, und ebendiese hat Weigelt entwickelt. „Seine molekular-genetischen Untersuchungen erbrachten erstmalig den Nachweis, dass beispielsweise in der südlichen Ostsee nur eine Schiffsbohrmuschelart vorkommt“, betont Karsten. Diese Art existiert weltweit, unter anderem auch in der Nordsee. Weigelt fand in diesem Zusammenhang zudem heraus, dass es keine separaten Nord-und Ostseepopulationen der betreffenden Art gibt, sondern lediglich eine große zusammenhängende Population. Dies sei vermutlich durch einen hohen Genfluss und eine starke Verdriftung der Larven zu erklären, berichtet der Meeresbiologe.

Seine Arbeit ist von großer Bedeutung für die Planung von Küstenschutzmaßnahmen in Bezug auf eine weitere Ausbreitung der Schiffsbohrmuschel. Zum Beispiel könnte eine steigende Wassertemperatur der Ostsee als Folge des Klimawandels eine bessere Toleranz der Muscheln gegenüber geringeren Salzgehalten zur Folge haben. Eigentlich bevorzugt sie nämlich höhere Salzgehalte.

25.07.2017

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