Zum Wissenschaftsjahr 2018
Korallen gedeihen nicht in jedem Wasser gleich gut

Korallen gedeihen nicht in jedem Wasser gleich gut

Die Erwärmung des Meerwassers könnte das Korallenwachstum deutlich beeinflussen

Ozeanversauerung gefährdet wichtige Nahrungsquelle

Korallenriffe zählen zu den größten und artenreichsten Lebensräumen der Welt. Durch den wachsenden Ausstoß von Kohlendioxid werden die Meere bekanntermaßen saurer und das Idyll gerate immer weiter in Gefahr, prophezeien Wissenschaftler. Um die Konsequenzen der Ozeanversauerung konkreter abzuschätzen zu können, haben Forscher aus Australien und Deutschland Riffe vor der Küste Papua-Neuguineas untersucht. In diesem natürlichen Großraumlabor tritt Kohlendioxid aus vulkanischen Quellen aus. Das Wasser besitzt dadurch den Säuregrad, den Wissenschaftler für die Zukunft der Weltmeere vorhersagen.

Das Ergebnis fiel alarmierend aus: Durch die Versauerung verändert sich die Struktur der Riffe. Es wachsen weniger verzweigte Geweihkorallen, dafür mehr helmförmige Steinkorallen. Diese Steinkorallen bieten dem Zooplankton im Wasser kaum Unterschlupf, wodurch die Riffe zwei Drittel ihres Zooplanktons einbüßen. „Dieser Rückgang hat weitreichende Konsequenzen für die Lebensgemeinschaft im Riff. Zum einen ernähren sich viele Fischarten vom Zooplankton. Zum anderen sind aber auch die Korallen auf die schwebende Nahrung angewiesen“, erklärt Korallenexperte und Studien-Co-Autor Prof. Claudio Richter vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Angesichts des immer wärmeren und saureren Wassers müssten die Korallen nämlich stetig mehr Energie aufbringen, um ihre Kalkskelette zu bauen. Diesen zusätzlichen Energiebedarf, aber auch den Bedarf an essenziellen Stickstoff- und Phosphorverbindungen, deckten die Korallen, indem sie Zooplankton fressen. „Eine Option, die bei zunehmender Ozeanversauerung enger werden würde“, schließt Richter.

Für die Studie, die jüngst im Onlineportal des Fachmagazins „Nature Climate Change“ erschienen ist, haben die Forscher dreimal zwei Riffe in der Milne Bay Provinz im Osten Papua-Neuguineas untersucht. In beiden gibt es sowohl versauerte Abschnitte als auch Teilstücke mit normalem pH-Wert, sodass die Wissenschaftler die Daten beider Ausgangssituationen gut miteinander vergleichen konnten. Die Studie zeige letztendlich, wie ernst die Bedrohung durch zu viel Kohlendioxid in Gewässern sei, so Erstautorin Joy Smith vom Australian Institute of Marine Science. Von den untersuchten 29 verschiedenen Zooplanktongruppen, die sich tagsüber im Riff verstecken und nach Einbruch der Dunkelheit zum Fressen aufsteigen, waren bis auf drei alle vom Rückgang betroffen. Es gab aber keine Gruppe, die völlig verschwunden war. Die Forscher prognostizieren bei andauernder Versauerung „weitreichende Folgen“ für Korallenriffe weltweit.

Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des deutschen Verbundprojekts BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) durchgeführt. Unter dem Dach von BIOACID untersuchen zehn Institute, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz, die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft hat.

in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft