Zum Wissenschaftsjahr 2018
Korallensterben – weltweite Bedrohung

Korallensterben – weltweite Bedrohung

Studie zeigt weltweite Bedrohung der Gattung Acropora auf.

Korallensterben – Siegeszug und Niedergang der Geweihkoralle

Bei den Folgen des Klimawandels denken wir an schmelzende Eisberge, wachsende Wüsten und Flutwellen. Experten zeichnen jetzt aber ein düsteres Bild unterhalb des Meeresspiegels. Steigende Wassertemperaturen bedrohen die weit verbreitete und artenreichste Korallengattung, die Geweihkoralle „Acropora“. Wo sich vor gar nicht langer Zeit noch Korallenfelder ausbreiteten und fluoreszierender Schimmer den Kalk überzog, sind immer öfter Friedhöfe von fahlen Kalkskeletten anzutreffen. Korallenbleiche heißt die Krankheit und Wissenschaftler prophezeien das Sterben unterseeischer Biotope.

Bisher wusste sich die Geweihkoralle besser als alle anderen Korallengattungen mit den natürlichen Umwelteinflüssen zu arrangieren. Selbst zerstörerische Wetterphänomene wie Tropenstürme schienen der robusten Korallengattung zu nützen und ihren ökologischen Erfolg zu begünstigen. Die zarten Äste der Geweihkorallen brechen leicht ab, werden abgetrieben und bilden dann über Jahrzehnte und Jahrhunderte neuen Kolonien. Ein Forscherteam, zu denen auch Paläobiologe Prof. Wolfgang Kießling von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gehört, hat in einer Entwicklungsstudie nachgewiesen, dass Acropora bis zum Einsetzen der Eiszeit vor etwa zwei Millionen Jahren immer nur untergeordneter Bestandteil von Korallenriffen war. Erst danach konnte sich die Gattung weltweit durchsetzen und veränderte das Aussehen von Korallenriffen dramatisch. „Als es in Zwischeneiszeiten wärmer wurde und das Inlandeis teilweise abschmolz, lagen die Riffe plötzlich so tief unter Wasser, dass sie nicht mehr genügend Licht abbekamen“, erklärt Kießling. „Nur Acropora wuchs schnell genug der Sonne entgegen“.

Die dominante Position der Geweihkoralle erklärt sich bis heute aus ihrem raschen Wachstum. Zusätzlich fördert ihre verzweigte Gestalt die Verteilung von Wellenenergie und trägt zum Küstenschutz bei. Somit wäre auch die simple Regel für das Überleben eines Riffs aufgestellt: Das Biotop kann nur dauerhaft Bestand haben, wenn die Korallen dort schneller wachsen, als sie zerstört werden. 

Dort, wo es der Geweihkoralle gelingt zu überleben, bietet sie den perfekten Lebensraum für andere Meeresbewohner. Die Studie beschreibt jedoch, was passiert, wenn eine so weit verbreitete Art wie Acropora in Bedrohung gerät. Vor allem in der Karibik stellt sie eine dramatische Zerstörung in den Riffen fest. Zahlreiche Tropenstürme hinterlassen deutliche Spuren. Noch größere Schäden verursachen andere Lebewesen wie Papageienfische oder Schwämme und Pilze. Insbesondere der Dornenkronenseestern setzt der Geweihkoralle zu. Die größte Gefahr geht aber von den steigenden Temperaturen aus, die Folgen sind Versauerung der Ozeane und die Korallenbleiche. Diese Entwicklung beschränke sich nicht nur auf die Karibik sondern sei bald auch für andere Meeresregionen zu erwarten. „Damit sind die Korallenriffe Opfer ihres eigenen früheren Erfolges“, fasst Professor Kießling zusammen. 


in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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