Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll? Teil II

Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll? Teil II

Ein Beitrag von Cyrill Gutsch, Parley for the Oceans

Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll?

Ja, sagt Cyrill Gutsch, Parely for the Oceans

Gute Gründe für ökologische Innovationen: Kleidung aus Plastikmüll als sinnvoller Schritt auf dem Weg zu nachhaltigen Lösungen

Plastik ist eine Fehlkonstruktion. Hergestellte Kunststoffe bleiben uns für immer erhalten und ein Großteil davon landet jedes Jahr im Meer. Unser Plastikfußabdruck findet sich auf den entlegensten Inseln und in den tiefsten Regionen des Ozeans. Es reicht nicht, auf das Problem aufmerksam zu machen. Wir brauchen Lösungen: beherztes Handeln und konkrete Schritte auf allen Ebenen, um langfristig eine Veränderung zu bewirken. Kleidung aus aufbereitetem Plastikmüll aus dem Meer ist ein solcher Schritt. Wir werden dieses Problem nur dann endgültig lösen, wenn wir das Material selbst neu erfinden. Das schaffen wir nicht über Nacht, aber wenn wir auf die perfekte Lösung warten, wird es nie eine Lösung geben.

Die Stärke unseres Parley Ocean Plastic Program und der AIR-Strategie (Avoid-Intercept-Redesign / Vermeiden-Stoppen-Neugestalten) liegt im breiten, multidisziplinären Ansatz mit realistischen Vorgaben und erreichbaren Zielen. Für uns sind Kooperation und ökologische Innovation von zentraler Bedeutung. Mit Recycling und Upcycling ist beides möglich. Umweltinnovationen werden dabei auch zur lukrativen Geschäftsstrategie, die Problembewusstsein und entsprechende Maßnahmen und finanzielle Unterstützung fördern kann, besonders in Verbindung mit dem Einfluss der Modebranche.

Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, um wieder in einer Welt ohne Plastik zu leben. Was wir aber tun können ist, den Einsatz von Plastik möglichst zu vermeiden und den Plastikmüll aus der Umwelt zu entfernen, um Meereslebewesen zu schützen. Wo aber soll ein Material mit unbegrenzter Lebensdauer, das aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird, letztendlich verbleiben? Den eingesammelten Müll aufzubereiten und ihn dem Kreislauf wieder zuzuführen, ist eine attraktive Alternative zu Verbrennung und Deponie. Außerdem ist es so möglich, recycelte Kunststoffe zu nutzen und die Verwendung neu hergestellter Kunststoffe zu reduzieren.

Cyrill Gutsch ist preisgekrönter Designer sowie Marken- und Produktentwickler. Im Jahr 1998 schuf er eine Methode namens Cross Intelligence, die großen Organisationen eine neue Kultur der Zusammenarbeit nahebrachte. Im Jahr 2012 beschloss er, sich auf etwas zu konzentrieren, das für uns alle wichtig ist: die Ozeane. Er gründete Parley als Kooperationsnetzwerk für Schöpfer, Denker und Führungskräfte, um das Bewusstsein für die Schönheit und die Zerbrechlichkeit der Ozeane zu schärfen und Strategien zu ihrem Schutz zu entwickeln.

Mit einem Produkt lässt sich am besten für eine Sache werben. Durch Trends können sich Einstellungen und Gewohnheiten rasch ändern. In Kooperation mit Adidas entstanden die weltweit ersten Schuhe und Trikots für die Fußballvereine Real Madrid und Bayern München, wodurch das Problem und auch die Notwendigkeit verstärkter Umweltinnovationen weltweit in den Medien Beachtung gefunden haben.

Der Verkauf von Plastik der Organisation Parley Ocean fördert umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und damit die Aufbereitung von Plastikmüll aus dem Meer, das Vermeiden und Stoppen von Mikrofaserverschmutzung und die Entstehung von Geschäftsmodellen, die traditionelle Kategorien von Plastikprodukten aufbrechen. Recycling ist noch nicht die Lösung. Es ist eine Aufforderung zum Handeln, um eines der komplexesten Probleme unserer Zeit zu lösen. Recyceltes Material anstelle von heute üblichen Kunststoffen zu verwenden, ist ein wichtiger Zwischenschritt, bis wir unserem Ziel – einem Ersatzprodukt für heutiges Plastik – einen Schritt näher gekommen sind. Die Verbraucher können Veränderung fordern, aber nur diejenigen, die Umweltinnovationen entwickeln, können diese Veränderung möglich machen.

Recycling löst das Problem nicht. Aber es ist eine Aufforderung, unser wichtigstes Werkzeug zu nutzen: unseren Erfindergeist, mit dem wir aus dieser verfahrenen Situation herausfinden können. Da wollen wir ansetzen.

 

15.3.2017

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