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Biologinnen und Biologen entdecken neue Art Meeresborstenwürmer

DNA-Barcoding verbessert die Identifizierung von Arten

Meeresborstenwürmer finden sich im und am Meer. Wattwanderer kennen die spiraligen kleinen Häufchen, die der Wattwurm hinterlässt. Dieser heimische Wurm zählt zu den rund 10.000 bekannten Arten der sogenannten Vielborster (Polychaeta). Von Zeit zu Zeit stoßen Forscherinnen und Forscher auch auf unentdeckte Borstenwürmer. Biologinnen und Biologen der Universität Rostock haben jetzt in Kooperation mit internationalen Kolleginnen und Kollegen eine neue Art des Wurms entdeckt. Die etwa zwei Zentimeter großen Tiere wurden nicht etwa in entlegenen oder schwer zugänglichen Regionen der Weltmeere gefunden, sondern fast zeitgleich in den Niederlanden, der Ostsee und dem Asowschen Meer nahe der Krim.

Bei den drei Funden handelt es sich vermutlich um eingeschleppte Tiere. Das ergaben die anatomischen und genetischen Untersuchungen am Institut für Biowissenschaften der Uni Rostock. Die Biologinnen und Biologen um den Forscher Dr. Andreas Bick fanden heraus, dass die Würmer eindeutig einer Art zuzuordnen seien. „Und die ist der Wissenschaft bislang nicht bekannt. Es handelt sich also um sogenannte Neozoen. So werden Tierarten bezeichnet, die unbeeinflusst oder beeinflusst durch den Menschen in ein Gebiet gelangt sind, in dem sie ursprünglich nicht beheimatet waren und die dort leben und sich erfolgreich vermehren“, erklärt Bick. Genetische Untersuchungen hätten bei allen Funden gleiche DNA-Sequenzen belegt.

Das DNA-Barcoding gilt als globaler Standard zur Identifikation von Flora und Fauna. Anhand einer kurzen DNA-Sequenz können fast alle Tierarten auf der Erde identifiziert werden. Mit Hilfe des molekularen Barcodes lassen sich alle Gewebe tierischen Ursprungs und alle Lebensstadien mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Art zuordnen. Das geschieht über den Abgleich mit den bisher vorhandenen DNA-Sequenzen aus Datenbanken. Ist noch kein vergleichbarer Barcode hinterlegt, verweist der neue DNA-Barcode auf eine neue Art. Das Entdecken und Beschreiben einer bis dahin unbekannten Art stellt einen Höhepunkt für jeden Forscher dar.

Außerordentlich wichtig sei hierbei, dass die Datenbanken nur mit sorgfältig erhobenen DNA-Barcodes „gefüttert“ werden, betont Bick. Dem Biologen zufolge sei es ideal, wenn hier die klassische Taxonomie, also die Wissenschaft der systematischen Einordnung in Klassen, und das DNA-Barcoding zusammenarbeiten. Pro Jahr werden weltweit etwa 15.000 neue Tierarten entdeckt. Aber erst rund zehn Prozent aller lebenden Arten gelten als identifiziert. Vor allem im Bereich der marinen Wirbellosen gibt es noch zahlreiche Unbekannte.

Bei der Suche nach einem Namen zeigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann durchaus kreativ. Der schwedische Forscher Mats Eriksson benannte 2006 den Borstenwurm „Kalloprion kilmisteri“ nach Lemmy Kilmister, weil er für den verstorbenen Bassisten der Gruppe Motörhead schwärmt. Die Rostocker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen sind noch auf Namenssuche. Die Bezeichnung für die neue Art soll das plötzliche Auftauchen in verschiedenen Gewässern zum Ausdruck bringen.

 

16.03.2017

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