Zum Wissenschaftsjahr 2018
Weit mehr als 1.000 Meeresarten von Plastikmüll betroffen

Weit mehr als 1.000 Meeresarten von Plastikmüll betroffen

Datenportal Litterbase zeigt Verbreitung von Plastikmüll

Alle dazu veröffentlichten wissenschaftlichen Daten sind nun online zusammengeführt

Unter Plastikmüll leiden weit mehr als 1000 Arten in den Weltmeeren. Von dem Müll betroffen sind vor allem Seevögel und Fische. Das geht aus der bisher einzigen umfassenden Datenbank hierzu hervor. Erstellt haben sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Im Online-Portal „AWI-Litterbase“ sind die Verteilung des Mülls und seine Wechselwirkungen mit verschiedenen Organismen zu erkennen. „Die Karten dokumentieren, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Müll gefunden haben“, erläutert die Biologin Melanie Bergmann vom AWI, eine der Initiatorinnen des Projekts.

Da die Datenbank regelmäßig aktualisiert wird, verändern sich die Zahlen ständig. Die Anzahl der von Plastikmüll betroffenen Arten lag am 23. März 2017 bei 1220. Eine Analyse der Wechselwirkungen zeigt, dass gut ein Drittel (34 Prozent) der untersuchten Organismen den Müll verzehrt, 31 Prozent besiedeln ihn, und 30 Prozent verstricken sich in ihm. „Unsere Datenbank wird es uns ermöglichen, die globalen Mengen und Verteilungsmuster des Mülls in den Ozeanen zu analysieren und besser zu verstehen“, sagt AWI-Wissenschaftler Lars Gutow, der neben Bergmann und der Biologin Mine Banu Tekman am Aufbau der Datensammlung beteiligt ist.

Mit Blick auf die Karten betont Bergmann, dass freie Flächen keineswegs bedeuteten, dass man hier von unverschmutzten Regionen ausgehen könne. „Es sind vielmehr blinde Flecken“, erklärt sie. So gibt es zahlreiche Studien zum Mittelmeer, die den Schluss zulassen, dass dies wohl eine der am stärksten vermüllten Regionen ist. Aus Afrika, den Gebieten der offenen Ozeane oder dem Toten Meer liegen dagegen kaum oder gar keine Veröffentlichungen vor, so dass über die Vermüllung großer Bereiche der Ozeane bisher nur wenig bekannt ist und Forschungsbedarf besteht.

Überrascht waren Gutow, Tekman und Bergmann, wo überall Meeresmüll beschrieben ist: „Bei meinen Literatur-Recherchen für Litterbase stieß ich auf einen Fundus an alten Daten zu Müll in der Antarktis, welche die Antarktisvertrags-Staaten regelmäßig erhoben haben“, erzählt Bergmann. „Außerdem wurde bereits in den 1980er Jahren der Verzehr von Mikroplastik am Anfang der Nahrungskette bei verschiedenen Planktongruppen und Einzellern untersucht. Litterbase rückt also auch ‚altes‘, teilweise vergessenes Wissen wieder ins Licht.“

28.03.2017


in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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