Zum Wissenschaftsjahr 2018
Die große Liebe zur mürrischen Nordsee

Die große Liebe zur mürrischen Nordsee

Claudia Niehues unterrichtet Stand-Up-Paddling auf Sylt

Die große Liebe zur mürrischen Nordsee

Inselhopping ist im Staat Hawaii keine Kunst. Seit jeher paddeln Hawaiianer stehend auf ihren Brettern von Insel zu Insel. Da wartet keiner auf die Fähre, sondern man nimmt das Ruder selbst in die Hand. Warum soll das nicht auch auf Sylt möglich sein? Hat sich Claudia Niehues gefragt und veranstaltet deshalb im Juli die erste „Open Water Island Challenge“. Stand-Up-Paddler werden die zehn Seemeilen von Sylt nach Amrum und zurück absolvieren – wenn das Wetter mitmacht, denn im Zusammenspiel mit den Strömungen und Wind können sich auf See enorme Kräfte entwickeln.

Gerade in Hörnum, am südlichen Ende von Sylt, von wo aus gestartet wird, ist die Wucht des Meeres am deutlichsten zu sehen: In den vergangenen 35 Jahren ist ein ganzer Kilometer Land in den Fluten untergegangen. „Wir sehen hier täglich, wie es an der Insel knabbert“, sagt Niehues. Seit 18 Jahren lebt die geborene Osnabrückerin auf Sylt. Die Leidenschaft zum Wasser hat sie hergezogen. Beruflich hat sie sich rund um ihr Hobby verwirklicht: Sie ist ausgebildete Rettungsschwimmerin und Surflehrerin, als gelernte Industriekauffrau hat sie im Eventbereich und für die Gemeinde Sylt gearbeitet und inzwischen ihre eigene Stand-Up-Paddle-Schule „SUP Surf Sylt“ eröffnet.

Für die Challenge hofft die Outdoorfanatikerin auf gutes Wetter. „Die Bedingungen wechseln hier täglich.“ Die Strömungen im Hörnumtief, einem Priel der zwischen den Insel verläuft, können bis zu drei Knoten erreichen und stehend auf dem Surfbrett ist man bei Wind selbst eine Art Segel. Somit ist die Tour selbst für Geübte eine Herausforderung. Im Idealfall benötigt man etwa anderthalb Stunden von Hörnum nach Amrum. Niehues ist guter Dinge. Sie weiß, dass die Nordsee manchmal „mürrisch“ ist, aber als Wahl-Sylterin kann sie damit umgehen.

Und wer so häufig im Wasser ist, weiß natürlich, wann es die besten Wellen gibt: „Nach einem Sturm, wenn der Wind plötzlich auf Ost dreht, dann gibt es schöne Wellen. Da geht jedem Surfer das Herz auf.“ Dass sich durch die Strömungen die Sandbänke und damit die guten Surfspots verschieben, daran hat sie sich gewöhnt. Für Niehues ist das Wetter kein Hindernis, sondern Abwechslung. Nur in den Wintermonaten wandert sie in den Süden Spaniens. Sie braucht „Licht, Bewegung draußen und wärmere Temperaturen.“ Ohne Neoprenanzug geht aber auch in Andalusien nichts: Bei 13 Grad wäre der Bikini zu wenig.

Auch wenn die Nordsee unbeständig ist und der Atlantik zugegebenermaßen die schöneren Wellen hat: Sylt hat für sie einen besonderen Charme, hier fühlt sie sich zu Hause. Und deswegen wird sie immer wieder im Frühling nach Sylt zurückkehren.

Pünktlich vor Saisonbeginn ist sie dann wieder auf der beliebten deutschen Nordseeinsel. Und dann wird erst einmal aufgeräumt: Seit neun Jahren veranstalten die Mitglieder des Surf Club Sylt in Zusammenarbeit mit der Surfrider Foundation und der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. im März einen „Beach-Clean-Up“.

Hier sammeln etwa 100 Freiwillige Müll von den Stränden. Sie gehen dabei in die abgelegenen Gebiete, die die Gemeindeverwaltungen und Tourismusbetriebe nicht täglich reinigen. In wenigen Stunden haben sie in diesem Jahr 150 Müllsäcke gefüllt. Kokosnüsse, Autoreifen und sogar einen Kühlschrank haben sie schon gefunden. Überwiegend jedoch Plastik in jeglicher Form. Sylt ist eine Touristenattraktion, und wenn Hunderttausende Menschen jährlich Urlaub machen, dann lassen sie leider auch viel Müll liegen. Neben den Hinterlassenschaften der Touristen wird auch viel Müll angeschwemmt. Als Wassersportlerin sieht Niehues, wie die Meeresverschmutzung zunimmt. „Eigentlich müssten wir das mehrmals im Jahr schaffen“, sagt sie ein wenig konsterniert. Den Beach-Clean-Up halten die Sylter ab, um ein Bewusstsein für die nachhaltige Verwendung von Rohstoffen und richtige Entsorgung von Müll zu machen. Denn wer will schon zwischen Plastikflaschen surfen, schwimmen oder von Insel zu Insel paddeln?

 

02.06.17

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