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Ventilatoren für Korallen

Ventilatoren für Korallen

Riffbarsche unterstützen Steinkorallen bei der Photosynthese

Riffbarsche fächeln Sauerstoff zu und sorgen so für schnelleres Wachstum

Für Steinkorallen ist das Zusammenleben mit Riffbarschen von großem Vorteil: Sie wachsen deutlich schneller, wenn auch nur ein einziger dieser Fische in ihrer Nähe ist. Das hat damit zu tun, dass die Riffbarsche unermüdlich mit ihren Flossen fächeln, wenn sie sich in den Korallen aufhalten – selbst nachts im Schlaf. Damit unterstützen sie die Photosynthese, wie ein Forscherteam des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen herausgefunden hat. Allerdings ist diese produktive Freundschaft gefährdet.

Wissenschaftler um die Ökologin Nur Garcia vom ZMT beobachteten im Roten Meer vor Eilat in Israel den Rotmeer-Preussenfisch, einen Riffbarsch, der sich zwischen den Zweigen von Korallen der Gattung Stylophora aufhält. „Über 30 Prozent seiner Zeit verbringt der Fisch in der Steinkoralle“, berichtet Garcia, „häufig schwimmen ein Dutzend Barsche oder mehr wie eine Wolke über der fußballgroßen Koralle.“

Garcia brachte Fische und Korallen im Labor in einem Respirometer zusammen und stellte fest: Selbst wenn nur ein einziger Preussenfisch die Koralle aufsuchte, erhöhte sich die Photosynthese-Leistung der Stylophora um bis zu sechs Prozent. Im Zuge der Photosynthese scheiden die Korallen nämlich tagsüber den Sauerstoff aus, den sie nachts zum Atmen benötigen. Sammelt sich zu viel Sauerstoff an, hemmt es die Wirkung eines für die Photosynthese wichtigen Enzyms. Hier kommt der Riffbarsch ins Spiel, der bei der Zu- und Abfuhr des Sauerstoffs die Funktion eines Ventilators übernimmt. „Mit seinem Fächeln sorgt der Riffbarsch für eine bessere Wasserzirkulation sowie den Zu- und Abtransport von Sauerstoff. Das ist in strömungsarmen Gewässern besonders wichtig, wie sie beispielsweise in Lagunen vorherrschen, die von Riffen umschlossen sind“, erläutert Sebastian Ferse, Riffökologe am ZMT und Leiter der Studie.

Überfischung könnte diese Symbiose beenden. „Werden die Fressfeinde der Riffbarsche, die größeren Fische, gefangen, so besteht für die Barsche keine Notwendigkeit mehr, in den Korallen Schutz zu suchen“, befürchtet Ferse. Zudem sind die Riffbarsche selbst beliebte Zierfische und werden für den Aquarienhandel gefangen. „Im Thousand Islands Archipel vor Jakarta zum Beispiel sind bestimmte Arten bereits völlig verschwunden“, sagt der Riffökologe.

30.05.2017

 

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