Zum Wissenschaftsjahr 2018
Meterdicker Eiscocktail unter dem Meereis der Antarktis

Tipp

Meterdicker Eiscocktail unter dem Meereis der Antarktis

Das Plättcheneis der Antarktis ist Lebensraum für Algen, Fische und Kleinkrebse.

Neue Messmethode ermöglicht Erforschung der Plättcheneisschicht

Es dient unter anderem als Lebensraum für Algen, von denen sich Kleinkrebse und Fische ernähren: Plättcheneis. Über diese mehrere Meter dicke Schicht aus kleinen Eiskristallen, die sich unter dem Meereis in der Antarktis befindet, ist bislang wenig bekannt. Das könnte sich möglicherweise in Zukunft ändern: Einem deutsch-schwedischen Forscherteam ist es gelungen, eine Methode zu entwickeln, mit der sich die Verbreitung und das Volumen des Plättcheneises großflächig vermessen lässt.

Dabei kommt ein sogenanntes Multifrequenz-EM-Gerät zum Einsatz. Es basiert auf elektromagnetischer Induktionsmessung, einem physikalischen Verfahren, das die elektrische Leitfähigkeit des Untergrundes misst. „Mit dem Multifrequenz-EM-Gerät konnten wir nicht nur die Dicke des Plättcheneises relativ genau bestimmen. Wir konnten sogar das Eisvolumen der Plättcheneisschicht errechnen, indem wir die Menge des Meerwassers zwischen den Plättchen bestimmt und diese dann subtrahiert haben“, sagt Mario Hoppmann, Meereisphysiker am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.

Die Wissenschaftler fuhren mit dem Gerät über Wochen hinweg immer wieder stundenlang über das Meereis in der Atka-Bucht im Weddellmeer der Antarktis. Sie fanden heraus, dass Plättcheneis einen Jahresrhythmus hat: Zu Beginn des antarktischen Winters im Juni bilden sich unter dem Meereis die ersten Plättchen. Die Schicht wächst, bis sie zum Winter-Ende im Dezember mehrere Meter dick ist, an manchen Stellen sogar bis zu zehn Meter. Im Laufe des Sommers schrumpft sie dann wieder. Zum Vergleich: Das saisonale Meereis in der Atka-Bucht gefriert im Winter bis auf eine Dicke von durchschnittlich zwei Metern.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben die Forscher vom AWI, von der Jacobs-Universität Bremen und der Universität Uppsala kürzlich in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht. Sie gehen davon aus, dass die Plättchen im Eisregime der Antarktis eine wichtige Rolle spielen, da ein großer Teil des Eises in dieser Form vorliegt. „Will man die Situation des antarktischen Eises verstehen und einen möglichen Einfluss des Klimawandels abschätzen, muss man daher künftig wahrscheinlich auch das Plättcheneis stärker berücksichtigen“, sagt Hoppmann.

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in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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